Deutschland – eine Diktatur?

Anmerkung an all diejenigen, die meinen, mir den Kopf voll schwafeln zu müssen von wegen wir hätten hier in Deutschland eine Diktatur: Ich war in Griechenland zur Zeit der Diktatur; ich habe im Iran gelebt, als die Pasdaran noch ausschließlich die Straßen beherrschten; ich war in der Türkei, als die Kurdenverfolgung einen ihrer Höhepunkte hatte; ich war in Portugal und Spanien und ich habe damals die Überlebenden aus Chile kennengelernt … und, und, und. Erzählt mir also nix über Diktatur. Ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was das wirklich bedeutet. Ihr könnt es euch in euren schlimmsten Albträumen nicht mal im Ansatz vorstellen.
Ja, es läuft eine Menge schief und quer in diesem, meinem Land, eine ganze Menge, aber! von einer Diktatur sind wir meilenmeilenweit entfernt. Und weil das so ist, kommt mir doch der schräge Gedanke, dass ihr, die ihr so widerwärtig und sinnentleert schreit und hetzt, euch ganz tief innerlich sehnt nach einem verklärten Etwas, das, würde es denn hier um euch drum herum existieren, euch von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen und jedwede Existenzgrundlage entziehen würde. Ihr wäret die ersten, die in einer Diktatur elendig verrecken würdet. Oder, oder ihr würdet zu besinnungslosen Handreichern und Speichelleckern der diktatorischen Gewalt und des Staatsterrorismus werden. Aber auch das würde ja bedeuten, dass ihr innerlich schon längst tot wäret.

Also, lasst es einfach sein mit eurem Gehetze und eurem irrealen Gejammer. Und wenn ihr, aus welchen pathologischen Gründen auch immer, damit nicht aufhören könnt, seid wenigstens ein klein wenig dankbar dafür, dass ihr in einem Land lebt, in dem ihr euren Hass und Wahn ohne gravierende Folgen für Leib und Seele laut hinaus rotzen dürft. Mein Land hält dies, wenn auch völlig abgenervt, aus und ich letztendlich auch. Weil wir eben nicht in einer Diktatur leben.

Adorno again

"Nicht die Verhetzten muss die Politik gewinnen, sondern jene, die das "große Unbehagen" empfinden, ohne deswegen schon den Anstand verloren zu haben."

Ja, so sehe ich das auch. Für mich bedeutet das, im eigenen Umfeld, mit dem eigenen Sagen und Tun immer wieder eine Bresche schlagen in die Verführungen von Hass und dumpfbackener Gewalt und zeigen, dass Mitgefühl und Solidarität, Zusammenhalt und wohlwollender Umgang mit sich und allen Menschen Alternativen sind, die einem selbst und anderen gut tun. Durch das eigene Leben Spuren legen, denen man folgen können könnte. So wie man es mit Kindern macht. Man lebt das vor, was man an Haltung und Einstellungen wünscht. Und ja, da darf man auch mal fehl gehen, da darf man Fehler machen und ab und an auch in die Scheiße greifen. Und man darf sich lachend lernend draus dann auch vergeben. Menschlichkeit zeigen, wieder und wieder und wieder, dann hat das Mitmenschliche eine echte Chance.

Zum Artikel: Ja, es lohnt sich, sich mit den Themenfeldern des "Autoritären Charakters" intensiver auseinanderzusetzen.  

Grundlegendes

Es scheint so banal, so plakativ und so undifferenziert. Da ich jedoch der Meinung bin, dass es etwas ganz und gar Grundlegendes ist, wiederhole ich es eben doch immer wieder und wieder. Es ist mir wichtig.

Die Deutungshoheit darüber, wer die jeweiligen „die da“ sind, ist eine reine Machtfrage und hat weder etwas mit Moral noch mit absoluten Wahrheiten zu tun.


Menschenwürde

„Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.“
Das ist keine Meinung. Sondern Menschenrecht. Deine Sicht auf Welt, deine Lebenshaltung, deine inneren Werte und deine Meinungen können dem diametral entgegenstehen. Ändert aber nix. Es ist und bleibt verbindlich. Gilt für jede und jeden. Auch für dich. Das musste aushalten.

Trump

„Die Wahl Trumps ist ein Schlag gegen das Establishment“

Beim Lesen dieses heute immer und immer wieder wiederholten Kommentares in den Kommentarseiten der Medien gingen mir all die Bilder über das Leben und Wohnen und Arbeiten des Herrn Trump durch den Kopf. Und all seine Reden/Auftritten und die Reden/Auftritte von all den hausgemachten europäischen und deutschen rechten Politkern.

Einige habe ich mir im Laufe dieses Tages noch einmal angesehen/angehört. Und ich wiederhole mich gerne: Es ist dumm und gefährlich diese Personen als dumme Dumpfbacken anzusehen. Sie wissen genau, was sie wie tun und wo und wann sie wie agieren müssen.

Es gehört eine Menge Wissen und intrigantes Können dazu aus einer gänzlich anderen gesellschaftlichen Position heraus den authentischen Eindruck zu vermitteln, man gehe Seite an Seite mit denen von der anderen Seite durchs Leben. Dazu gehört als wesentlicher Faktor, dass man seine Adressaten und deren Gefühlslagen genau studiert haben muss.

Man holt die Leute sprachlich und rhetorisch genau da ab, wo sie sich am wohlsten, bestätigt, ernst genommen fühlen. Man passt sich ihrem Sprachgebrauch an und erschafft Bilder, die an deren inneren Imaginationen andocken. Komplexe Inhalte oder gar Fakten sind da zweitrangig oder gar schädlich. Nicht zu leugnen ist aber dieses Wissen um den anderen und dessen Sehnsüchte und seelische Befindlichkeiten. Eine Grundvorrausetzung für Manipulation und das intuitive Handwerkszeug jedes Psychopathen.

Populismus ist die hohe Kunst in kommunikativer Manipulation und Verarschung per se.

„Establishment bezeichnet eine wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich einflussreiche Milieugruppierung oder Klasse, eine etablierte Elite.“

Der Regen fließt immer noch nicht von unten nach oben – egal wie sehr sie sich bemühen es mir vorzugaukeln.

Schmölln

Ich habe mich jetzt durch viele Foren zu dem Vorfall durchgelesen und stelle, ganz für mich alleine, fest: Inhalt und Ton bei manchen der Beiträge, die sich über die menschenverachtenden Kommentare (und die Zuschauer und Gröhler während des Vorfalles) aufregen, sind vielfach genauso menschenverachtend. Es stößt mir auf und macht mich traurig, weil da so eine Grundhaltung spürbar ist, die ich nicht gutheißen mag und kann.
Nicht falsch verstehen, die Kälte und dieser Hass bei den drum herum stehenden Gaffern und Schreienden lässt mich sprachlos werden vor Verachtung. Aber, ich lass mich nicht dazu verführen, dass diese Verachtung in ebensolchen Hass umschlägt. Die Menschen(rechts)verächter hätten dann gewonnen. Das will ich nicht und werde ich in mir nicht zulassen. Auch wenn es mir manchmal sehr schwerfällt. Nicht meinen Hass bekommen sie, sondern meinen Zorn. Hass zerschlägt nur dumpf und ohne Verstand, zerstört den Hassenden am Ende selbst, doch der Zorn gebiert, wenn er im Mitgefühl verwurzelt ist, immer etwas Neues. In meiner Welt und in meinem Verständnis.

Meine Tränen für den jungen Menschen, der keinen anderen Ausweg aus dem schmerzenden Irrsinn in sich und um sich drum herum mehr fand als den eigenen Tod herbei zu führen.

Alter Zopf im alten Gewand

Warum tun alle nur so, als sei Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie und rechtes Gedankengut was völlig Neues. Hallo, es gab keinen Bruch nach 1945, auch nicht nach 1968 und danach schon gar nicht. Die Einstellungen und Haltungen waren die letzten Jahrzehnte ungebrochen in der Bevölkerung vorhanden. Mal mehr, mal weniger öffentlich. Mal mehr, mal weniger verschwiegen, verdrängt, flüsternd. Mal mehr offensiv gewalttätig, mal weniger.

Weg war da nie etwas. Die Zeiten und Umstände sind im Augenblick nur günstiger um Woge zu machen und sich als „Partei“ zu etablieren. Und durch die neuen Medien kann man ja scheinbar gefahrlos endlich der Welt jeden menschenverachtenden Scheiß verkünden, ohne große Ängste und Hemmungen vor den Folgen haben zu müssen und dadurch den Eindruck erwecken, man sei ganz, ganz Viele.

Neu ist daran nix. Auch nicht die Anbiederung aller Parteien an die völlig depperten, eigentlich unwichtigen und oberflächlichen Themen und an die Art der schrägen „Problemlösungsvorschläge“ aus Angst um Wählerstimmen und eigene Pfründchen.

Was neu ist, ist das leise verhaltene, kaum noch hörbare Murmeln oder gar laute Schweigen all derer, die es eigentlich besser wissen, anderes denken, allereigentlich nichts damit zu tun haben wollen. Das ist neu. Ja. Beängstigend neu.