Sichere Regionen

"Berlin (AFP) Angesichts tausender Asylbewerber aus Syrien in Deutschland fordert die CSU, Flüchtlinge auch in das Bürgerkriegsland abzuschieben. "Nicht überall in Syrien wird gekämpft", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Max Straubinger, am Dienstag dem Tageszeitungszusammenschluss Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es gebe auch in Syrien Regionen, in denen man leben könne."


Prima! Ich schlage vor, die Herren und Damen aus der CSU, die diese Ansicht mit vertreten, buchen auf Staatskosten einen Flug da runter und verbleiben zwecks Recherche für einige Wochen unter realen (wie die Normalbevölkerung) Bedingungen in den von ihnen vermuteten Regionen, in denen man angeblich noch leben könne. Danach reden wir gerne noch einmal ernsthaft über diesen Vorschlag *andenkoppklatsch

Persönliche Demütigung durch Rechte?

Aus einem Gespräch:

„Ihr seid den Rechten doch nicht böse, weil sie die Flüchtlinge schlecht behandeln. Ihr seid Ihnen böse, weil sie EUCH immer wieder gedemütigt haben.“


Tut mir leid. Mich hat noch niemals ein "Rechter" persönlich gedemütigt oder gewalttätig körperlich verletzt. Das haben in meinem Leben bisher, in einigen wenigen Fällen, nur weiße Männer aus der bürgerlich gebildeten oberen Mittelschicht geschafft, und das auch nur, weil ich nicht gut genug auf mich aufgepasst habe. Meine Traurigkeit, mein Entsetzen und meine wütende Hilflosigkeit gegen über den Rechten im weitesten Sinne wurzeln doch gerade in deren von mir verstandesmäßig nachvollziehbaren individuellen Entwicklung. Ich bin ihnen nicht "böse". Das wäre ja kindisch. Ich lehne ab und lasse nicht zu, dass sie, durch ihre von ihnen nicht kontrollierbaren überschießenden Affekte und ihre psychische Instabilität eine Gesellschaft, in der ich mich prinzipiell wohl und sicher fühle, mit Hass und Gewalt überziehen. Ich beziehe Stellung zu dem, was sie wie tun. Und das wünsche ich mir eben von allen anderen Menschen in diesem Land auch. Stellung beziehen, sich positionieren. Egal in welche Richtung. Damit ich weiß, woran ich bin bei meinem Gegenüber. 

Das Schweigen im Walde

Was mich wütend macht, ist die kaltschnäuzige Saturiertheit der gewählten Politiker jedweder Couleur angesichts all des menschlichen Elends.

Aber auch das:

Wo sind die Konzerte, die Lichterketten, die Straßenstände, die Schweigemärsche, die massenhaften Aufrufe von Gewerkschaften, Schriftstellerverbänden, Parteiorganisationen (oder dürfen auch die Ortverbände nicht mehr eigenständig?); wo sind die Künstler, Schauspieler und sonstige Freischaffenden mit ihrem öffentlich kreativen Aufschrei gegen Rechts und für die Menschlichkeit? Wo sind unsere Wissenschaftler, Philosophen, Psychologen, Ärzte? Wo sind die nur alle?
Das Land der Dichter und Denker! - boah, verarschen kann ich mich selbst - macht Party, Kohle, Schönheitsschlaf.

Wer meint, sich nicht positionieren zu müssen, positioniert sich doch in genau diesem Augenblick. Auch Schweigen ist eine Haltung. Schweigen tötet. Auf die eine oder andere Weise und zurzeit sehr real.

Quoten

Die jeweilige Anerkennungsquote von Asylanträgen sagt unterm Strich eigentlich nichts über die anzuerkennende Rechtmäßigkeit (nach der Genfer Flüchtlingskonvention) der Fluchtgründe aus, sondern ausschließlich etwas über die Auslegung der nationalen Asylgesetze und den dazugehörigen Anwendungs-/Auslegungsanweisungen in den jeweiligen Aufnahmeländern. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Festlegung sogenannter „Sichere Herkunftsländer“, die eher tagespolitischem Kalkül denn konkreter Einzelfallprüfungen geschuldet ist.


Beispiel: „Sogar in der für ihre Hardliner-Flüchtlingspolitik bekannten Schweiz liegt die Anerkennungsquote für Asylbewerber aus Bosnien bei 15,4% (2014) – im Vergleich zu 1,6 Prozent in Deutschland (2014).“

Contenance

Ich habe mir heute Nacht von irgendeinem Idioten angehört, dass man wohl vergessen hätte mich zu vergasen, aber es sei ja noch nicht zu spät dazu. Worte sind auch Gewalt, verletzen, schädigen und gehen tief. Je länger ich mich mit der Recherche auf rechten Seiten und Foren beschäftige, in den Sozialen Medien kommentierend dagegen halte, umso mehr spüre ich diesen wachsenden Zorn in mir.  Es kostet einen riesen inneren Aufwand um die Contenance zu behalten, um nicht auf den Zug des Hasses und der Raserei aufzuspringen. Aber, ich lass mich nicht verführen. Und wenn die ganze Welt von Arschlöchern bevölkert wäre, so weigerte ich mich doch, selbst eines zu werden. Niemals. Punkt.

Überraschung?

Seit fast 45 Jahren treibt mich dieses Thema um. War schon ein Schwerpunkt in unserer ersten Schülerzeitung. Damals ging es um die sogenannten Gastarbeiter und das Willkommen und die Akzeptanz hier. Wenn ich meine uralt Kladden durchschaue, dann könnt ich weinen: Das was jetzt passiert in meinem Land, ist doch nichts Überraschendes. Das gab es doch damals schon und in all den Jahrzehnten dazwischen köchelte es doch vor sich hin. Es wurde wieder und wieder und wieder darauf hingewiesen, dass diese braune Suppe, wenn die Rahmenbedingungen es erlaubten, überkochen würde. Die Mahner wurden verlacht oder in die kommunistische, igittigitt, Ecke gedrängt und ihnen ein basskehlig unzusammenhängendes "Geht doch rüber, wenn es euch hier nicht passt!" an den Kopf geschleudert. Nun haben wir den Salat, ne, die Suppe. Was wir allerdings auch haben, und ich warne davor, dies klein zu reden, sind viele, viele Menschen, die, anders als vor vierzig Jahren, sich weigern, diese Suppe auch nur zu kosten, sondern die bereit sind, sich aktiv gegen die Suppenköche und deren Rattenfänger zur Wehr zu setzen. Und so bin ich traurig und ermutigt zu gleichen Zeit.

Argumentationsketten

Nach einer Nacht der heißen Diskussionen in Gruppen und Foren fasse ich mal die Argumentationsketten über die wahren Fluchthelfer und Schleuser zusammen: Die USA, weil sie Europa zerstören will; die deutsche Politik, damit sie dankbare zukünftige Wähler hat; die Wirtschaft, wegen den neuen Konsumenten; ARD und ZDF damit sie widerspruchslose Gebührenzahler bekommen; die Feministinnen, weil die Afrikaner größere Schwänze haben; die Alten, damit die ihre Renten bezahlen; die Gutmenschen, damit sie jemanden haben, um den sie sich kümmern können; die Ausländer mit deutschem Pass, weil sie die Deutschen aus ihrem Land vergraulen wollen, die jungen Leute, weil sie eine kaputte Generation sind und es ihnen, dank der antiautoritären Erziehung, eh an Zucht und Ordnung fehlt; die Homosexuellen, weil sie Frischfleisch brauchen; die Mafia, damit der Drogenhandel besser funktioniert; Frau Müller, damit Sie gegen Vaterlandsverteidiger und Heimatliebende hetzen kann, da sie als altes Weib unbefriedigt durch die Welt läuft und ja eh schon mit einem Bein im Grab steht.   


Ich hab bestimmt einige vergessen und von allen habe ich gegen Ende auch keine  Screenshots mehr machen können. Ich war erschöpft und brauche ein wenig Zeit um mich zu erholen. Ich spiel jetzt einen Ego-Shooter um meine Seele sozialverträglich zu entlasten.