Irrtum

Der große Irrtum: Gäbe es keine Fremden, dann gäbe es auch keine Fremdenfeindlichkeit.

Da wir in dem Fremden, das Fremde in uns spiegeln und so zur Projektionsfläche all unserer Ängste, unserer Verzweiflung, unseres (Selbst) Hasses machen können, genügt uns irgendein beliebiges Subjekt mit minimal gezeichneten Konturen, und sei es auch nur ein imaginäres, dem wir, indem wir es vom Subjekt zum Objekt transformieren, den Stempel „fremd“ aufdrücken, und Schwupps, können wir uns an ihm abarbeiten.

Das Fremde hat nie ein eigenes, individuelles Gesicht, denn sobald es eines hätte, wäre es nicht mehr das Fremde.  

Nicht heilbar

Empathielosigkeit, geistige Dumpfheit, EingewickeltesSein in Vorurteile und dem daraus resultierenden kruden Eigenbild und dem (Selbst) Hass sind nicht heilbar. Die Menschen, die daran kranken, sind im Erwachsenenalter beratungsresistent, zumal sie ja selbst gar keinen Leidensdruck in diese Richtung verspüren. Und wenn sie wirklich irgendwann unter ihrer inneren Haltung leiden würden, dann müsste man, nach meiner Erfahrung, die Zeit ganz weit zurückdrehen und mit jedem Einzelnen jahrelang individuell arbeiten, um auch nur die kleinste Chance auf zumindest Vernarbung zu haben.  Sehr aussichtslos.

Auf der anderen Seite sind diese Menschen jedoch auch wie trockene Schwämme. Sie laben sich an jedweder kleinster, auch negativer, Aufmerksamkeit und blähen sich dann mächtig auf. Sie gänzlich ignorieren wäre eine Möglichkeit des Umgangs damit. Ignorieren heißt dabei nicht, sie nicht wahrzunehmen. Im Gegenteil. Aber, man sollte sie auch nicht füttern.

Was hilft?

Klares, lautes, öffentliches Nein zu jeder widerwärtigen Aktion von denen.
Aber, keine Rechtfertigungsdiskussionen zulassen, kein Köpfchen streicheln, kein Futter geben. Das Signal muss eindeutig sein: „Du bist raus aus dem Diskurs. Du hast dich mit dieser Aktion eindeutig disqualifiziert. Bekomm dich sozialverträglich irgendwie auf die Reihe, dann können wir weiter sehen.“

Und dann: Immer wieder die eigene Haltung und vor allem das eigene Tun dagegen setzen. Wieder und wieder Vorleben, wie es sein sollte/könnte. Freundlich, lachend, ermutigend. Denn um die ganz und gar Verkorksten geht es doch gar nicht, sondern um jene, die dazwischen hängen. Die verunsichert sind, die sich wirklich ängstigen, die nicht wissen, woher mit einer Haltung und wohin dann, wenn man sie hat. Die gilt es abzuholen, zu berühren, zu umarmen und mitzunehmen. Die anderen, die Verbohrten, die laufen sich selbst tot, zerfleischen sich gegenseitig, oder landen mehrheitlich auf der kriminellen Schiene. Ich bin da ganz zuversichtlich. 

Nichts zu verlieren

Aussage eines Freundes, der seit Jahrzehnten in der internationalen Flüchtlingsarbeit tätig und seit Monaten auf der Balkanroute unterwegs ist:

„Es ist anders diesmal. Da sind so viele, vor allem sehr junge Leute, männlich und weiblich, die haben so viel Entsetzliches schon als kleine Kinder gesehen und erlebt, so vieles, was wir uns auch in unseren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen könnten. Die Folge ist: Sie haben keine Angst mehr. Auch nicht vor dem Tod. Sie haben ein Bild von ihrer Zukunft im Kopf. Keine Alternative mehr dazu. Sie werden nicht umkehren und sie werden nicht stehen bleiben. Sie werden einfach auf ihr Ziel zulaufen. Beharrlich, schweigend, gewaltlos. Egal was passieren wird, sie werden nicht stehen bleiben. Das ist neu.“   

Religionsgedöns

Unterm Strich: Deine Religion interessiert mich einen Scheiß. Mich interessiert wie du mit Kindern, Frauen, Älteren, mit AndersSeienden und überhaupt mit den Menschen und mit dir selbst umgehst. Also lass mich in Ruhe mit deinen religiösen Argumenten und Rechtfertigungen. Sie sind dein Wahn und machen für mich keinen Sinn.
Dieser ganze Diskurs über falschen und richtigen und halbfalschen und viertelrichtigen Islam oder übers grüne, gelbe, gestreifte Christsein und über dieses Blablablubb und jenes Blubbblabla ist eine elendige Scheindiskussion und zieht Emotionen und Geschrei und Rechthaberei wie das Licht die Motten an. Religionszugehörigkeit ist kein Kriterium für nichts, weil es letztendlich nie um sie geht, sondern immer nur um Macht, Gier, Geilheit, Dominanz, Unterwerfung, Ausbeutung, Sicherung der eigenen Pfründe. War nie anders, ist nicht anders, wird nie anders sein. Also, warum lassen sich kluge Leute immer wieder auf diese Diskurs Schiene ziehen? Ich verstehe es nicht. 

WertWirrungen

Sollen die "die klassisch preußischen Tugenden Geradlinigkeit, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, Disziplin, Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Fleiß und Pflichtbewusstsein vermittelt werden." (aus dem Wahlprogramm der AfD in Sachsen-Anhalt)

Tschuldigung, ich lieg grad lachend unterm Tisch. "Ehrlichkeit" *kreisch ... ... Ich weiß, es ist nicht zum Lachen ... aber ... aber ... diese Aufzählung ... und dann die Typen dazu ... jesses. Ne, oder? ... Ich bekomm die Bilder nicht aus dem Kopp jetzt... Oh, oh, die Latte liegt zu hoch ... aber wenn man keine eigene Latte hat, dann muss man sie halt imaginieren ... Ernsthaft, ich versuch es, zumindest: Liebe AfDler, ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was diese Begriffe bedeuten könnten (und in welchen Kontexten sie vielleicht Sinn machen würden), denn wenn ihr eine klitzekleine Ahnung davon hättet, nur ne klitzeklitzekleine, dann, ja dann wärt ihr nicht in der AfD

Neid

„Wenn ich das richtig verstehe, wusstest du bis gestern gar nicht so genau, was der Hessenpark ist und das wäre auch jetzt, nach dem du es weißt, nicht so eines deiner präferierten Ausflugsziele am Wochenende. Erinnert dich ein bissl zu sehr an Schulausflüge, mit all diesen alten Gebäuden und deren Geschichte. Ne, nicht so dein Ding. Aber! Jetzt! Jetzt lassen die die Flüchtlinge da umsonst rein. Stellt euch das vor! Umsonst! Diese Schmarotzer! Diese, diese Absahner! Diese  … da kommt dir doch die Galle hoch. Unser Kulturerbe fluten die jetzt! Umsonst!“ … … … *denkdenkdenk … Ne, „Kulturerbe“ würdest du wohl nicht sagen. Gehört eher nicht so in deinen Sprachgebrauch, der Begriff. 

Verantwortung

Ich nenne es Freiheit und Verantwortung. Die eine gibt es ohne die andere nicht. Da du ein Mensch bist, kannst du beide auch nicht ablegen, denn sie sind dem Menschsein immanent.

So was Blödes aber auch.



Der Unterschied zur Situation der Flüchtlinge und Migranten: Krieg, Folter, Armut, Katastrophen kannst du dir nicht aussuchen. Sie geschehen dir. Du kannst darauf nur reagieren. Wie? Das ist wiederum die Entscheidung des Einzelnen, mit allen Konsequenzen und Eigenverantwortung. 
Wenn es ums nackte Überleben geht, ist der Entscheidungsspielraum jedoch oft nur ein winzig kleiner und oft ein alternativloser. Das gilt es zu bedenken.