Mutig

Mal ganz ehrlich: Wenn ich ein Kind hätte, im Alter wie meine Enkeltochter zum Beispiel,
und ich hätte kein Geld, keinen Cent und nach so viel Sucherei auch keine Arbeit, weil es einfach keine irgendwie geartete gäbe, und für die Hurerei wär ich nicht tauglich und der Winter stünde vor der Tür, das Dach wäre kaputt, die Wände würden keinen Windstoß mehr überleben, keine passende warme Kleidung mehr fürs Kind, alle mickrigen Vorräte verbraucht oder gar gestohlen, Nachbarn, Freunde, Familie ginge es genauso, wenn es solche überhaupt jemals gab, … dann, ja dann würde ich mich auch auf den Weg machen. Dorthin, wo es Wärme, ein Dach über dem Kopf und für mein Kind Kleidung und Nahrung gäbe.
Würde ich, ja, würde ich.
Und würd ich in den Spiegel schauen, dann würd ich mir zu lächeln, weil ich mich mutig und verantwortungsvoll fände. Nein, ich würde nicht in passive Starre verfallen und tatenlos zusehen, wie mein Kind verreckt. Würde ich nicht, bestimmt nicht. Ich würde mich gegen alle Wenn und Abers auf den Weg machen. Und ich hätte nicht mal ein schlechtes Gewissen. Dieses würde ich mir erst dann wieder gönnen, wenn da eine sichere Überlebenschance für mein Kind wäre. Hoffnung hätte ich, wie ein kleines Licht in mir. Das würde ich hüten, dieses Licht. Und mich auf den Weg machen.

So einfach und doch so schwer wäre das.

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