Dumm?

Ich halte es für falsch, Mitglieder/Mitläufer von Pegida, AfD, Neue Rechte und andere dieser Szene als „dumm“ zu bezeichnen. Das klingt so nach Ablassmöglichkeit und verrät, wenn man den Begriff denn zu benutzen müssen meint, all diejenigen, die trotz mancher Schwerfälligkeit im Auffassungsvermögen voller Herzensgüte und Mitgefühl sind und dementsprechend leben und handeln. Ne, das ist total schief. Der Begriff „Dummheit“ hat in diesem ganzen Diskurs (in welchem Diskurs denn überhaupt?) für mich so gar keinen Platz. 

Puzzleteil

Was bieten Fundamentalisten jedweder Couleur  jungen Menschen an: Ein klar strukturiertes, einfaches Weltbild, indem Gut und Böse eindeutig zu identifizieren sind und der einzelne Mensch sich leicht dem Guten zuordnen kann. Dies beinhaltet auch eine klare gemeinsame Zielsetzung (das jeweilig als solches definierte Böse zu bekämpfen, in sich und im Außen) und dieses wiederum bedeutet Hoffnung (das Gute wird siegen). Durch diese banale Kette entsteht sowohl Lebenssinn, als auch ein Zusammen- und (Da)Zugehörigkeitsgefühl. Wenn dann noch hinzukommt, dass die Gruppe sich um den Einzelnen intensiv kümmert, ihn bei Alltagsproblemen unterstützt, mit ihm trauert und feiert, einzelne Ansprechpartner immer greifbar sind, erzeugt dies ein subjektives Wohlbefinden und das Gefühl des bestätigten aufgehoben Seins. Ausgesprochen verführerisch, wenn die bisherige eigene reale Lebensgeschichte durch soziale Kälte, Ausgeschlossen Sein, Hoffnungslosigkeit, mangelnde Zukunftsperspektiven, Sinnlosigkeit und tiefer, leidvoller Sehnsucht nach einem anderen Leben geprägt ist. Die Zugehörigkeit zu einer wirtschaftlichen Schicht spielt dabei sicher eine Rolle, aber eben nicht eine ausschließliche. Wenn wir diese Mechanismen nicht verstehen lernen, dann werden die Menschenfänger, mit welchem eindimensionalen Weltbild auch immer,  ein leichtes Spiel haben. Jetzt und in Zukunft.