Fanatiker

Gilt es zu verstehen:
 
Fanatische Menschen jedweder Couleur haben ein
hierarchisches und ausschließendes Menschenbild.
 
Für die "Nicht-dazu-Gehörigen", für die "Anderen",
für die "Minderwertigen" gibt es kein Mitgefühl,
keine Barmherzigkeit, keine Gnade und kein Recht
auf körperliche und geistige Unversehrtheit.
Ja, es gibt für sie auch kein Recht auf Leben.
 
DAS IST KEIN SPIEL.
 
In unserer wohlgeordneten kleinen Welt,
in unserer Behaglichkeit, in unserer
scheinbaren Rundumversorgung,
in unserer Trägheit und Bequemlichkeit
übersehen wir das gerne.
 
Das Erwachen wird schmerzhaft sein.


Reisen bildet Herzenzgüte

Als ich noch sehr jung war, da bin ich durch halb Europa getrampt. Meistens alleine, ab und an zu zweit, dritt, manchmal habe ich mich für ein paar Wochen einer Gruppe junger Leute vor Ort angeschlossen.

Überall wurde ich freundlich aufgenommen und mit Respekt behandelt. Ich war wohl ein niedlich naiv strahlendes Wesen, völlig unbekümmert und zutraulich. Wenn mein Geld all war, habe ich mal in einem Geschäft, mit Straßenmusikern oder in der Weinlese gearbeitet.
 
Vielleicht war es einfach nur Glück, aber ich habe mich immer beschützt gefühlt. Und nein, es waren nicht nur die „armen“ Leute, die ihr Weniges mit mir teilten. Sozialromantik lag mir schon damals nicht. Es waren halt einfach Leute, aus ganz unterschiedlichen Herkünften, die grundsätzlich freundlich zu mir waren.
 
Ich habe eine Menge gelernt in diesen reisenden Zeiten. Das Wichtigste war: Ländergrenzen waren total irrelevant, denn die Geschichten, die ich in Portugal, Jugoslawien, Griechenland, Türkei, England, Italien hörte, ähnelten sich: Es ging um Freundschaft, Familie, Kinder, Arbeit, Glück, Ungerechtigkeiten, Liebe und den Tod. Ich lernte: Wir sind ganz unterschiedlich und doch so gleich in unseren Träumen, Sorgen, Wünschen, Ängsten und dem Glück. Und wir lieben alle Musik und wir lachen und wir weinen bei den gleichen Tönen. Unser Schmerz gleicht sich und unsere Freude auch.

Prägend. Eindeutig.

Waffen und Macht

„Warum wollen Rechte unbedingt in den Polizeidienst oder zum Militär?“
 
„Weil dort noch immer, auch wenn wir es uns schön reden wollen, die Macht der Straße liegt. Letztendlich lässt sich auch das beste Argument niederschießen und zerbomben.“

Selbstverständliches

„Können wir jetzt endlich mal in die Pötte kommen? Der Bus wartet nicht!“

„Ich finde meinen Ausweis nicht.“

„Für was brauchst du im Kino einen Ausweis? Dass du über 16 bist, sieht man doch. Also los, komm.“

Mein syrischer Freund schaut mich an, als ob ich einen an der Klatsche hätte oder aus einem anderen Universum käme. Habe ich wohl auch, komme ich wohl auch.

Diese kleine Geschichte erinnert mich an eine andere: Vor etwa 35 Jahren wollte ich mit meinem Mann spontan einen Kurztrip nach Italien machen. Ging nicht, weil er als Iraner Wochen auf ein Durchreisevisum Österreich hätte warten müssen. Ich war völlig baff, weil ich so einen Mist schlichtweg nicht kannte. Damals dachte ich, wir leben zwar in der gleichen Welt, doch unsere Lebenserfahrungen an denselben Orten sind schlichtweg völlig andere. Denke ich heute immer noch.

Trotz allem Wissen überrascht es mich im Alltag immer wieder, dass meine Selbstverständlichkeiten für so viele Menschen in meinem Umfeld solche eben nicht sind. Das macht mich traurig und zornig. Gleichzeitig lehrt es mich aber auch, Selbstverständliches eben nicht als selbstverständlich anzusehen.  

Hanau


Weil in Deutschland ein Deutscher einige seiner MitbürgerInnen erschossen hat, sollen jetzt Flughäfen und Grenzen strenger überwacht werden.

Wer denkt sich sowas aus?

Das waren keine Fremden, die da erschossen wurden. Das waren Menschen, die hier lebten, die zum Teil hier geboren wurden. Meine Mitbürger und Mitbürgerinnen. Also nennt es nicht „Fremdenhass“, sondern Rassismus!