Menschenrechte


Man muss für sie nicht kriechen, um sie betteln, oder sich gar vor Dankbarkeit im Schlamm der Demütigung wälzen.

Sie werden nicht gewährt, geschenkt oder zugesprochen.

Der Mensch hat diese Rechte aus einem einzigen Grund: Weil er ein Mensch ist.

Menschenrechte muss man sich nicht verdienen.
Sie sind auch kein Leckerli für angepasstes Verhalten.
Man kann sie weder verlieren, verschenken noch aufgeben.
Menschenrechte sind unveräußerliche Rechte.
Jeder Mensch hat sie. Immer. Überall. 
Ohne Ausnahmen.



Lebt ihr wirklich hier?


„Weil die Menschen sehen, dass die Altparteien in den letzten 60 Jahren nur Mist gemacht haben, wählen die Leute heute AfD.“

Ich weiß ja nicht, in welchem Land ihr die letzten 60 Jahre gelebt habe. Also ich habe hier gelebt und, bei aller berechtigten Kritik, haben sich in diesen Jahrzehnten eine Menge verdammt guter Dinge verändert. Ich konnte trotz meiner Herkunft Abitur machen, studieren, den Beruf wählen, den ich mag. Ich konnte heiraten, wen ich wollte, ich konnte sogar Kinder großziehen ohne große Not und in der Art und Weise, die ich für richtig hielt. Ich konnte reisen, in fremden Ländern leben. Ich konnte mich frei entscheiden, welche Beziehungsformen ich bevorzuge und welche Neigungen ich ausleben wollte. Ich konnte mir sogar erlauben, ab und an arbeitslos zu sein, wenn andere Dinge im Leben wichtiger waren, ohne zu verhungern oder auf der Straße zu sitzen. Ich habe freien Zugang zu unendlich vielen Informationen und kann teilhaben und mich einbringen. Ich kann sogar in meinem Alter noch einmal die Uni besuchen. Wenn ich krank wurde, dann konnte ich mir meine Ärzte frei wählen und Medikamente standen zur Verfügung. Und ja, ich konnte mich sogar gegen Karriere und für Familie entscheiden, ohne dass mir dadurch lebensbedrohende Folgen drohten. Ich konnte mich sogar scheiden lassen, ohne verächtlich ausgestoßen zu werden. Und wenn ihr nachdenkt, dann fallen euch bestimmt noch mehr Dinge ein, die in den letzten Jahrzehnten verdammt gut waren. Und ja, es liegt ne Menge im Argen und gerecht war und ist bestimmt nicht alles und die Politikerkaste und die Mächtigen spielen ihr mieses, elendiges Spiel. Aber! kommt mir nicht damit, dass die letzten 60 Jahre die Hölle auf Erden waren in diesem Land und damit Rechtsextremismus und rechte Radikalität zu rechtfertigen seien. Wenn ihr das wirklich denkt, dann lügt ihr euch nur selbst in die eigene Tasche und ich frage mich warum.

Österreichische Erfahrungen:


Da schleppst du dich endlich mal zur Wahlurne und wählst die, die dir die eh nicht in deiner Nachbarschaft vorhanden Ausländer vom Hals schaffen wollen und was bekommst dafür: 60 Stundenwoche und Abbau der Sozialleistungen. Hättest du doch vorher nur mal besser zugehört. Dumm gelaufen, du dummer Mitläufer.  

Grundrecht


Damit keine Missverständnisse entstehen: Nein, du musst nicht über Balkone klettern, kein Kind retten. Auch musst du nicht besonders mutige, waghalsige Kunststücke vollbringen, nicht permanent den Lebensretter geben. Ja, du musst nicht mal jeden Samstag pünktlich die Straße kehren und darfst auch mal ohne zu grüßen an deinem Nachbarn vorbei gehen. Du darfst das. Und noch viel mehr. Du hast trotzdem ein Recht auf Asyl. Das ist nämlich keine Gefälligkeitsgeste, kein Leckerli für braves und angepasstes Verhalten, sondern eines der Grundrechte bei uns. Und ja, das darfst du in Anspruch nehmen. Das musst du dir nicht "verdienen".

Wirtschaftsflüchlinge


Bei vielen der letzten Kriege und militärischen Einmischungen ging/geht es um Öl, Bodenschätze, etc. und/oder Zugangswege zu den selbigen. Man marschiert in ein Land ein; zerbombt es; zerstört die Infrastruktur; liefert die Waffen; unterstützt Diktatoren und/oder Terrororganisationen, die einem genehm sind.

Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da werden gewachsene Strukturen in der Landwirtschaft und im Binnenhandel geschreddert, damit man dort, entsprechend der Bedürfnisse in den eigenen Ländern, billiger Zeugs anbauen kann, Viehherden großindustiell hochzüchten, oder den Schrott an Lebensmittel oder den eigenen Wohlstandsmüll auf den dortigen Markt werfen kann.

Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da lässt man Frauen und Kinder wie Sklaven arbeiten, damit man im Billigsektor der Bekleidungsindustrie auf dem heimischen Markt bestehen kann und auch dort noch Gewinne einfährt. Man lässt Menschen in anderen Betrieben/Unternehmen für einen Hungerlohn und unter unmenschlichen Bedingungen Arbeiten verrichten. Wehren sich die Menschen dagegen, dann zieht man, einer Heuschreckenplage gleich, einfach weiter ins nächste Land.

Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Man zerstört die Umwelt, greift in den natürlichen Kreislauf ein, macht Wälder platt, Wasser zu einer Ware, die Meere überfischt und zu Abfalleimern degradiert, und, und, und.

Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da werden ganze Ernten vernichtet und überschüssige Lebensmittel in unvorstellbarem Ausmaße auf dem Müll entsorgt.

Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Und tönt dann empört, wenn die Menschen aus diesen Gebieten fliehen: Alles Wirtschaftsflüchtlinge! Ja, sind sie. Sie fliehen vor den Folgen der Durchsetzung eurer wirtschaftlichen Interessen.

Brütende Vögel


„Man verbietet ein Konzert der Neonazis, weil sich auf dem Gelände brütende Vögel befinden.“

„Ach, das kommt doch gut, Frau Müller!“

„Nöh, für mich ist das eher peinlich. Richtig hätte ich es gefunden so ein Konzert zu verbieten, weil sich dort Rassisten, Rechtsradikale, Neonazis und Holocaustleugner treffen und gemeinsam abfeiern und mit Texten, Aussprüchen, Aufdrucken, Handzeichen und Beiträgen gegen geltendes Recht verstoßen. Aber dazu bräuchte es ja Eier in der Hose bzw. eine aufrechte innere und äußere Haltung.“

Darum


Gilt es zu verstehen: Die AfD wird nicht trotz ihres Rechtsradikalismus, ihrer Fremdenfeindlichkeit, ihres Rassismus, ihrer Homophobie, ihrer Frauenfeindlichkeit, sondern gerade wegen diesen Haltungen von den Leuten gewählt.

Wie man auf sowas kommt? Na ja, die Aussagen zu sozialen und wirtschaftlichen Fragen in den Programmen, oder in den bisherigen Anträgen und Reden in Landtagen und im Bundestag, können es nicht sein. Denn nach denen hätte sie nur eine kleine, privilegierte Wählerschaft. Da sie aber auch und gerade von denjenigen gewählt wird, die da ziemlich schlecht wegkommen, bleibt ja nur das oben Genannte als Gründe für deren Wahl übrig.

Wollte man also wirklich einen Teil dieser Wählerschaft zurück gewinnen, dann müssten die konkreten und realen Verbesserungen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich derart deutlich im alltäglichen Leben spürbar sein, dass deren Sicherung und weiterer Ausbau eine höhere Verführungskraft hätten, als die von der AfD angebotene, auf sozialen und/oder intrapsychischen Ressentiments aufbauenden, Hasskultur.

Gibt es da irgendwo konkrete Ansätze dazu? Papier ist geduldig.