Schießen

„Die Petry meint, dass notfalls die Polizisten an der Grenze auch von der Schusswaffe Gebrauch machen müssten. Immerhin stehe dies so im Gesetz.“

„Überraschung! ... Ne, nicht wirklich, oder? Jetzt tun Sie nicht so empört. Wie denken sich denn die ganzen GrenzeZuSchreier und ObergrenzeBüller ließe sich so eine Grenze kontrollieren, wenn nicht mit Waffengewalt? Wer das wirklich umsetzen will, der muss letztendlich Gewalt einsetzen. Oder meinen die, dass die Menschen, die gerade mal ihr altes Leben in Gänze hinter sich gelassen und mit nicht mehr als ihrem Leben und ihrem Überlebenswillen da stünden, freundlich verständnisvoll nickend sich umdrehen und frohgemut wieder zurück wandern würden? Nein! Wer Grenzen dicht macht, der muss auch bereit sein zum Schießen, Verletzen und Töten. So einfach ist das. Und die, die danach brüllen, die wissen das auch. Oder sie sind einfach nur strunzdumm. Das glaube ich aber nicht. Oder?“

Konstruktiv?

Das rein Destruktive von AfD, Pegida, etc. erkennt man daran, dass nichts, aber auch gar nichts Konstruktives aus dieser Richtung kommt. Im Gegenteil: In einer Zeit, in der es oberstes logisches Gebot wäre - zur Erhaltung, Stabilisierung und Weiterentwicklung des Guten im Bisherigen - dem Chaos mit durchdachten Konzepten eine Struktur zu geben, kommt aus dieser Ecke nur nölend grölendes „Weg mit.., raus mit.., mimimi“. Das verstärkt das Chaos, zieht Energie vom eigentlich Wesentlichen ab, verschiebt den Fokus auf Nebensächlichkeiten und untergräbt den Prozess der angemessen reflektiert nachhaltigen Anpassung an neue globale Gegebenheiten. Und alle fallen drauf rein und geben sich dem Schwachsinn hin. Wie die Lemminge.  

Meldungen

Mal ernsthaft: Immer wieder rauschen durchs Netz, vor allem ausgehend von rechten Seiten und Klickzahlen sammelnden Accounts von Privatpersonen und der Regenbogenpresse, die dramatischen Meldungen von durch Migranten/Flüchtlinge vergewaltigten Frauen, Mädchen, Kindern.

Nach einigen Tagen der virtuellen Empörungswellen mit bösartigen Hetzkommentaren finden sich dann nach Recherchen durch Polizei und seriöserer Presse und Initiativen Meldungen, dass dies alles so nicht stimmte.

Selbst mir persönlich fällt es schwer, die Gegendarstellungen dann den jeweils hochgeputschten Vorfällen schnell richtig zuzuordnen.

Ich kann mir vorstellen, dass bei unbedarften NutzerInnen zwei Eindrücke dadurch entstehen können: Entweder es bleibt das Gefühl, dass sexuelle Gewalt durch Neuankommende extrem überhandnimmt und auch Kinder nicht verschont, oder es entsteht der Eindruck, dass eh alles nur verlogene Propaganda ist und man übersehe solche Meldungen am besten.

All das macht mir ein Grummeln und lässt mich im Augenblich etwas hilflos und wütend zurück.

Anzeigen und Meldungen von sexueller Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Kinder, egal welcher Nationalität, Herkunft, etc. die Täter haben, sollten zu Recht unsere Aufmerksamkeit und eine breite Öffentlichkeit finden. Ich halte es jedoch für eine maßlose Unverschämtheit und eine weitere widerlich missbrauchende Erniedrigung der tatsächlichen Opfer, wenn bewusst mit Falschanzeigen und Falschmeldungen Stimmung gemacht wird. An letzterem will ich nicht beteiligt sein.

Deshalb rate ich mir und euch: Geht achtsam mit solchen Meldungen um. Wartet ein paar Tage ab, bevor ihr sie dann weiter verbreitet. Kühlt erstmal eure spontane Empörung durch ein wenig Sachlichkeit runter. Recherchiert genau, ob es Gegendarstellungen dazu gibt, auf welchen Informationsquellen die Erstmeldungen beruhen und wer genau das verteilt hat.

Das wäre fair, auch den Betroffenen gegenüber. Lasst euch nicht zu Handlangern machen. Weder so, noch so. Danke. 


Veränderungen

Was hat sich konkret an deiner persönlichen Lebensqualität durch die Zunahme der Flüchtlings- und Migrationszahlen in den letzten Monaten geändert?

Was hat sich für mich verändert? Real konkret erstmal nix, außer dass meine Tochter öfters als sonst gefragt wird, aus welchem Land sie denn geflohen sei. In Bezug auf Anmache, Antanzen, sexuelle Übergriffe etc.  - da ich älter bin und weniger in der Stadt nachts unterwegs, kann ich dazu nix sagen. Als Frau war ich in bestimmten Situationen schon immer auf der Hut. Rassismus? Ja, gab und gibt es, solange ich denken kann um mich drum herum. Hat mir nie Angst gemacht, sondern mich höchstens wütend. Genauso wie die Realpolitik weltweit. Für mich eine Systemfrage, daran hat sich nichts verändert. Warum auch? Gewalt auf den Straßen? Ich frag mich seit Jahren erstaunt ob all dem Elend und der Ungerechtigkeiten, warum unsere Städte nicht brennen. Aufgefallen ist mir, dass eben nicht nur die Braunen und "Besorgten" lauter werden, sondern auch die Besonnen und bisher eher stillen, hilfsbereiten und offenen Menschen. Das geht oft unter in diesen Tagen. Fürchte ich um mein Land? Nicht mehr und nicht weniger als in den Jahrzehnten vorher. 

Schaue ich auf die letzten sechzig Jahre zurück, so ganz persönlich, dann kann ich nur feststellen, dass Dummheit, Vorurteile, Diskriminierung und auch Rassismus schon immer ein Teil meines Lebens waren, mit dem ich mich auseinandersetzen musste. Heute ist er lauter, bekommt mehr öffentlichen Raum. Das macht es widerlicher, aber für mich als Person auch einfacher: Mein Gegenüber sagt mir nun ins Gesicht, welche Gesinnung es in sich trägt und schlägt nicht hinterfotzig hinten rum um sich rum und auf mich drauf.

Die vielen Menschen aus so unterschiedlichen Ländern? Da ich Jahrzehnte in der Flüchtlingsarbeit tätig war, kommt mir das alles nicht fremd vor. Zu meinem Umfeld gehörten und gehören ganz selbstverständlich Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. War und ist eine Bereicherung.

Ja, ich weiß deshalb um die Problematiken der Integration, auch um das Gewaltpotential auf allen Seiten. Ich weiß aber auch: Einfache, eingleisige Lösungen waren und sind für die Katz und allerhöchstens Propagandamittel. Nebeneffekt durch die hohe Zahl der Neuankommenden: Das was bisher schon Scheiße war in meinem Land, wird nun deutlicher sichtbar. Dafür können die Ankommenden nix, das sind unsere liegen gebliebenen Aufgaben. Die könnten wir jetzt endlich gemeinsam angehen.

Besorgnisse? Ja, die kann ich gut verstehen. Umbrüche und Veränderungen bringen das mit sich. Im Großen und im Kleinen. Eines der besten Werkzeuge dafür: Raus aus dem passiven Hinnehmen und aktiv an der Gestaltung einer menschenwürdigen, die Menschenrechte achtenden Gesellschaft für alle mitwirken. Alles was wir dafür brauchen, ist schon da. Im Großen, wie im Kleinen.


Hoffnungslos macht mich das alles nicht. So gar nicht. 


Entschuldigungsgedöns

Stehen jetzt eigentlich auch überall CDUler rum mit Schildern, auf denen sie sich entschuldigen für den Missbrauch Minderjähriger durch Parteimitglieder? Und wo standen die ganzen SPD Mitglieder, die sich von den Taten ihres Parteimitglieds distanzierten? Ach ja, und überall auf den öffentlichen Plätzen sehe ich lauter Katholen, die sich für den Missbrauch von Kindern durch ihre Oberen entschuldigen. Man kommt kaum noch durch, durch den öffentlichen Raum. So ein Gedrängel.

Sagt mal, seit wann muss ich mich für etwas entschuldigen, das ich überhaupt nicht getan habe und auch nie zu tun beabsichtige? Seit wann muss ich mich von Straftaten distanzieren, die ich überhaupt nicht begangen habe und auch nicht begehen würde?

Du klaust, vergewaltigst, betrügst - und ich sollte mich dafür öffentlich entschuldigen und mich von deinen Taten distanzieren (was ja irgendwie unterstellt, dass ich es genauso tun könnte wie du), nur weil du auf Grund deines Geburtsortes zufällig den gleichen deutschen Pass hast wie ich?
Merkt ihr eigentlich, wie unsäglich dämlich so was kommt?


Wer hat eigentlich diese öffentliche Entschuldigungsorgie von Flüchtlingen nach Köln organisiert? Falls es Flüchtlinge selbst waren, dann sollte ihnen mal schnellstens jemand unsere Werte und unsere Kultur beibringen: Täter können sich bei Opfern entschuldigen, wenn letztere es wollen und zulassen. Sonst nix! Es gibt bei uns keine Sippenhaftung. In keiner Weise. Dafür stehen wir und das ist einer unserer wichtigsten Werte! Wir haben nämlich aus unserer Geschichte gelernt.

Sippenhaft

„Körperlich belästigt wurde im städtischen Bad zwar niemand, aber ein 18-jähriger Flüchtling soll eine 54-jährige Frau auf offener Straße sexuell belästigt haben.“ (Fokus)

„Und deshalb dürfen Flüchtlinge insgesamt jetzt dort nicht mehr ins Hallenbad. Find ich Klasse. Ab heute gibt es in öffentlichen Schwimmbädern nur noch Frauentage, denn immerhin gibt es wohl keine Nationalität, die deutsche eingeschlossen, aus der heraus nicht schon mal sexuell belästigt wurde.“

„Nun, auch Frauen sind gewalttätig gegen Männer.“

„Ach, jetzt verstehe ich! Wir schließen die Hallenbäder überhaupt. Sind eh ein zu großer Kostenfaktor für die Gemeinden.“


Hysterie: ein Zustand von übertriebener Nervosität und leichter Erregbarkeit, der dazu führt, dass man nicht mehr klar denken und vernünftig handeln kann.

Butter bei die Fische

An die Besorgten, deren Sprachführer und an all diejenigen, die eine geschlossene Grenze fordern und auch an dich, der du da so freimütig hetzt und große Sprüche kotzt: Werdet doch mal konkret und erklärt mir, wie ihr dieses Geschlossensein denn real gewähren wollt? Wie soll das denn konkret aussehen, wenn da Menschen trotzdem davor stehen oder mittendrin? Denn sie werden da stehen und alles versuchen über diese geschlossene Grenze zu kommen. Denn es geht ihnen, egal ob du das als richtig oder falsch empfindest, es geht ihnen um das blanke Überleben. Das ist eine Motivation, da ist eine geschlossene Tür ein Pups dagegen. Also, ihr Schreier und Besserwissen: Was wollt ihr denn konkret tun?

Busreise

Da schickt ein bayrischer Landrat aus Protest einen Bus mit Flüchtlingen zum Kanzleramt. Ähm, sagt mal, geht es noch? Das sind keine Flugblätter, Konservendosen, Protestschreiben oder sonst was Dingliches. Man kann doch nicht Menschen, die vielleicht Schreckliches erlebt haben, so einfach als politische Aussage hin und her schicken. Versteht ihr was ich meine: Verobjektivierung von Subjekten mit Würde und Rechten. Ich weiß gar nicht, wie ich diese Ungeheuerlichkeit und ihre Implikationen in Worte fassen kann. Aber, mein Bauch sagt mir, dass dies genau die Haltungen und der Mechanismus sind, die Menschen achselzuckend im Meer absaufen lassen, die eiskalt Bomben schmeißen und die, wenn es der eigenen Profilierung dient, jede und jeden an und für etwas von jetzt auf gleich verkaufen und verraten würden. Mir ist schlecht.

*Anmerkung
Ihr versteht schon den Unterschied der Intention: Verteilung aufgrund des Gesetzes und des Ablaufs im Asylverfahren und Benutzung für ein politisches Statement?

Medien

"Was würde eigentlich geschehen, wenn man den rechten Rattenfängern in den Medien keine so große Plattform wie bisher mehr geben würde? Wenn man vermehrt und täglich über all die klugen, mitfühlenden Menschen hier und weltweit und deren Projekte berichten würde?"

"Frau Müller, Sie Naivchen. Dann würden die Absatzzahlen der Medien sinken."

"Oh, klar. Aber die Ängste der Menschen würden auch realistischer, denn es gäbe mehr Hoffnung. Vielleicht auch mehr zielgerichtete Wut und Solidarität, denn die anderen Meldungen über all das Elend hier und dort würden ja bleiben."

"Jetzt treiben Sie den Preis aber mächtig hoch, Frau Müller! Und damit ist Ihr Vorschlag schon vom Tisch. Keine Chance."


Zivilisiert

Was für ein schöner Satz vom Sascha Lobo:

"Zivilisiert zu sein bedeutet, nacheinander neun Schwarzhaarigen zu begegnen, die sich alle als Arschlöcher erweisen, und trotzdem dem zehnten Schwarzhaarigen nicht deshalb in die Fresse zu hauen."

Und dann ersetz "Schwarzhaarige" mit irgendwas anderem, was sich so in deiner Vorurteilsschublade tummelt. Der Satz bleibt immer richtig!

Silvester 3

Eines muss ich aber noch: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Diebesbanden und besoffenen Mitgrapscher in keiner Weise die Auswahl ihrer Opfer nach Nationalität getroffen haben. Da galten ganz andere Kriterien: Hat sie Handy, hat sie Geld, ist sie alleine oder nur zu zweit, sind keine anderen Gruppen in der Nähe, ist der Moment günstig, oder was sonst so in diesen kaputten Köpfen vorgeht. Nationalität war es auf alle Fälle nicht! Also kommt mir nicht dauernd mit euren "deutschen" Frauen, die es zu schützen gelte. Dieses Adjektiv sagt eher etwas über euer kaputtes Weltbild , denn über die betroffenen Frauen und die Täter aus.

Silvester 2

Was für ein Verhaltenstipp an Frauen: Wenn ich jetzt raus gehe, soll ich möglichst Abstand zu mir fremden Männergruppen halten und nicht alleine gehen. Ähm ... nun ja ... das klingt so nach: Zieh dich ordentlich an, sonst bist selbst schuld, wenn dir was passiert! oder, noch besser: Zieh ne Burka an, damit du Männer nicht mit deinen Reizen reizt! oder "Was machst du auch alleine nachts auf der Straße als Frau! ... Gehts noch?! Und wenn ich nackt über die Zeil tanze, gibt das niemanden das Recht mich zu belästigen oder mir Gewalt anzutun! Wobei ich dann wohl in Köln und Hamburg eh an Silvester nicht belästigt worden wäre, denn ich hätte ja nackt nix zum Klauen bei mir gehabt. Von der ganzen widerlichen Instrumentalisierung durch die rechten Rattenfänger mal abgesehen, nimmt dieser Diskurs mittlerweile Züge an, die mich als Frau nur anwidern.

Silvester Köln 1

Meine Position zu solchen Vorfällen ist ganz klar: Es interessiert mich nicht, ob diese Kerle weiß, braun, grüngepunktet, mit Pickel im Gesicht, mit Bierbauch oder ohne Schlappen, mit Parteibuch, zehn Scheckkarten oder nem Auszahlungsschein von der Stütze, mit einem Religionsklassiker oder mit nem Doktortitel herum wackeln. Es ist mir völlig egal. War mir immer egal. Übergriffiges, gewalttätiges Verhalten ist absolut widerlich und strafbar. Ohne Wenn und Aber. Eiertänze wegen Herkunft, Nationalität, Religionszugehörigkeiten und so nem Scheiß würde ich darum nicht machen. Weder so noch so. Was ich lernte in meinem Leben, sowohl in meinem Land als auch in ganz unterschiedlichen Ländern auf der Welt: Männer mit einem bestimmten Weltbild, total besoffen in ner Gruppe - da langt ein Funke und die Gewalt und die aggressivste Form des Sexualtriebes explodieren. Als Frau in S und U Bahnen nach so manchem Fußballspiel oder zu Fasching selbst oft genug erlebt.