Adorno again

"Nicht die Verhetzten muss die Politik gewinnen, sondern jene, die das "große Unbehagen" empfinden, ohne deswegen schon den Anstand verloren zu haben."

Ja, so sehe ich das auch. Für mich bedeutet das, im eigenen Umfeld, mit dem eigenen Sagen und Tun immer wieder eine Bresche schlagen in die Verführungen von Hass und dumpfbackener Gewalt und zeigen, dass Mitgefühl und Solidarität, Zusammenhalt und wohlwollender Umgang mit sich und allen Menschen Alternativen sind, die einem selbst und anderen gut tun. Durch das eigene Leben Spuren legen, denen man folgen können könnte. So wie man es mit Kindern macht. Man lebt das vor, was man an Haltung und Einstellungen wünscht. Und ja, da darf man auch mal fehl gehen, da darf man Fehler machen und ab und an auch in die Scheiße greifen. Und man darf sich lachend lernend draus dann auch vergeben. Menschlichkeit zeigen, wieder und wieder und wieder, dann hat das Mitmenschliche eine echte Chance.

Zum Artikel: Ja, es lohnt sich, sich mit den Themenfeldern des "Autoritären Charakters" intensiver auseinanderzusetzen.  

Grundlegendes

Es scheint so banal, so plakativ und so undifferenziert. Da ich jedoch der Meinung bin, dass es etwas ganz und gar Grundlegendes ist, wiederhole ich es eben doch immer wieder und wieder. Es ist mir wichtig.

Die Deutungshoheit darüber, wer die jeweiligen „die da“ sind, ist eine reine Machtfrage und hat weder etwas mit Moral noch mit absoluten Wahrheiten zu tun.


Menschenwürde

„Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.“
Das ist keine Meinung. Sondern Menschenrecht. Deine Sicht auf Welt, deine Lebenshaltung, deine inneren Werte und deine Meinungen können dem diametral entgegenstehen. Ändert aber nix. Es ist und bleibt verbindlich. Gilt für jede und jeden. Auch für dich. Das musste aushalten.

Trump

„Die Wahl Trumps ist ein Schlag gegen das Establishment“

Beim Lesen dieses heute immer und immer wieder wiederholten Kommentares in den Kommentarseiten der Medien gingen mir all die Bilder über das Leben und Wohnen und Arbeiten des Herrn Trump durch den Kopf. Und all seine Reden/Auftritten und die Reden/Auftritte von all den hausgemachten europäischen und deutschen rechten Politkern.

Einige habe ich mir im Laufe dieses Tages noch einmal angesehen/angehört. Und ich wiederhole mich gerne: Es ist dumm und gefährlich diese Personen als dumme Dumpfbacken anzusehen. Sie wissen genau, was sie wie tun und wo und wann sie wie agieren müssen.

Es gehört eine Menge Wissen und intrigantes Können dazu aus einer gänzlich anderen gesellschaftlichen Position heraus den authentischen Eindruck zu vermitteln, man gehe Seite an Seite mit denen von der anderen Seite durchs Leben. Dazu gehört als wesentlicher Faktor, dass man seine Adressaten und deren Gefühlslagen genau studiert haben muss.

Man holt die Leute sprachlich und rhetorisch genau da ab, wo sie sich am wohlsten, bestätigt, ernst genommen fühlen. Man passt sich ihrem Sprachgebrauch an und erschafft Bilder, die an deren inneren Imaginationen andocken. Komplexe Inhalte oder gar Fakten sind da zweitrangig oder gar schädlich. Nicht zu leugnen ist aber dieses Wissen um den anderen und dessen Sehnsüchte und seelische Befindlichkeiten. Eine Grundvorrausetzung für Manipulation und das intuitive Handwerkszeug jedes Psychopathen.

Populismus ist die hohe Kunst in kommunikativer Manipulation und Verarschung per se.

„Establishment bezeichnet eine wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich einflussreiche Milieugruppierung oder Klasse, eine etablierte Elite.“

Der Regen fließt immer noch nicht von unten nach oben – egal wie sehr sie sich bemühen es mir vorzugaukeln.

Schmölln

Ich habe mich jetzt durch viele Foren zu dem Vorfall durchgelesen und stelle, ganz für mich alleine, fest: Inhalt und Ton bei manchen der Beiträge, die sich über die menschenverachtenden Kommentare (und die Zuschauer und Gröhler während des Vorfalles) aufregen, sind vielfach genauso menschenverachtend. Es stößt mir auf und macht mich traurig, weil da so eine Grundhaltung spürbar ist, die ich nicht gutheißen mag und kann.
Nicht falsch verstehen, die Kälte und dieser Hass bei den drum herum stehenden Gaffern und Schreienden lässt mich sprachlos werden vor Verachtung. Aber, ich lass mich nicht dazu verführen, dass diese Verachtung in ebensolchen Hass umschlägt. Die Menschen(rechts)verächter hätten dann gewonnen. Das will ich nicht und werde ich in mir nicht zulassen. Auch wenn es mir manchmal sehr schwerfällt. Nicht meinen Hass bekommen sie, sondern meinen Zorn. Hass zerschlägt nur dumpf und ohne Verstand, zerstört den Hassenden am Ende selbst, doch der Zorn gebiert, wenn er im Mitgefühl verwurzelt ist, immer etwas Neues. In meiner Welt und in meinem Verständnis.

Meine Tränen für den jungen Menschen, der keinen anderen Ausweg aus dem schmerzenden Irrsinn in sich und um sich drum herum mehr fand als den eigenen Tod herbei zu führen.

Alter Zopf im alten Gewand

Warum tun alle nur so, als sei Rassismus, Xenophobie, Antisemitismus, Homophobie und rechtes Gedankengut was völlig Neues. Hallo, es gab keinen Bruch nach 1945, auch nicht nach 1968 und danach schon gar nicht. Die Einstellungen und Haltungen waren die letzten Jahrzehnte ungebrochen in der Bevölkerung vorhanden. Mal mehr, mal weniger öffentlich. Mal mehr, mal weniger verschwiegen, verdrängt, flüsternd. Mal mehr offensiv gewalttätig, mal weniger.

Weg war da nie etwas. Die Zeiten und Umstände sind im Augenblick nur günstiger um Woge zu machen und sich als „Partei“ zu etablieren. Und durch die neuen Medien kann man ja scheinbar gefahrlos endlich der Welt jeden menschenverachtenden Scheiß verkünden, ohne große Ängste und Hemmungen vor den Folgen haben zu müssen und dadurch den Eindruck erwecken, man sei ganz, ganz Viele.

Neu ist daran nix. Auch nicht die Anbiederung aller Parteien an die völlig depperten, eigentlich unwichtigen und oberflächlichen Themen und an die Art der schrägen „Problemlösungsvorschläge“ aus Angst um Wählerstimmen und eigene Pfründchen.

Was neu ist, ist das leise verhaltene, kaum noch hörbare Murmeln oder gar laute Schweigen all derer, die es eigentlich besser wissen, anderes denken, allereigentlich nichts damit zu tun haben wollen. Das ist neu. Ja. Beängstigend neu. 

Die Kinder haben ein Gesicht

"Müssen Sie eigentlich, immer wenn es um Flüchtlinge und Migration geht, so herzzerreißende Kinderbilder mit hochladen, Frau Müller?"

"Ja, muss ich. Denn es geht ja um Kinder, die gerade elendig verrecken. Diese haben Namen und, aufgepasst!, Gesichter."

"Es nervt aber!"

"Schmeckt Ihnen dann Ihr Frühstück nicht mehr?"

"So ungefähr."

"Drauf geschissen."

"Hallo! Das war jetzt unfreundlich!"

"Ach, aber Sie baden in Menschenfreundlichkeit? Immerhin bleibt Ihnen beim Anblick der Kinder zumindest das Brötchen im Halse stecken. Es besteht Hoffnung. Immerhin"

Sprachlosigkeit

„Weißt du nicht, was überall auf der Welt passiert? Was Menschen den Menschen antun?“

„Na und, Menschen wachsen nach.“

Gesprächsabbruch

Dazu fiel selbst mir nix mehr ein.

Ist das Zynismus? Empathielosigkeit? Innere Verhärtung? Dummheit? ... Manchmal weiß ich es wirklich selbst nicht mehr. Damit umgehen fällt mir immer schwerer. Es ist, als würden wir in völlig unterschiedlichen Universen leben und würden nicht die gleiche Sprache sprechen. Ich verstehe zwar die Buchstabenreihungen, aber ich kann irgendwie nicht mehr folgen. Verständigung nicht mehr möglich, da ich nicht weiß, wo ich ansetzen sollte. Da ist so grundsätzlich etwas völlig verschoben im Menschenbild.

Das macht mich traurig. Und hilflos.

Ach, herrjeh, die Wirtschaftsflüchtlinge

„Die wollen doch alle nur Asyl, obwohl die eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge sind. Sie wollen doch auch, dass die alle, alle Asyl bekommen, Frau Müller!“

„Nöh, will ich nicht. Halte ich wirklich für durchgeknallten Blödsinn. Der Mensch sollte arbeiten können, wo es Arbeit für ihn gibt. Drehen wir endlich dem bürokratischen Kraken die Luft ab und lassen Leute Dienstleistungen jedweder Art anbieten, ohne dass sie im Dschungel von Vorschriften ersticken. Angebot und Nachfrage regeln das dann schon.“

„Ja, aber dann nehmen die Zugezogenen doch auch noch den Einheimischen die Arbeitsplätze weg!

„Ach ja? Konkurrenz belebt das Geschäft. Ernsthaft: Dir nimmt ein, wie nennst du sie noch, ungebildeter Kameltreiber den Arbeitsplatz, deinen Arbeitslosenposten weg? Oder drückt er gar die Löhne? Dann wird es Zeit, mal wieder deinen Arsch für Arbeiterrechte und so in Bewegung zu setzen. Ich glaub gar, der Kameltreiber wäre da ein richtig guter Kumpan dazu. Der hat nämlich auch keinen Bock für 2,50 Euro die Stunde zu schuften. Du kämpfst gegen die falschen Leut, mein Freund. Sich solidarisieren und gemeinsam für das Recht auf faire Arbeit und/oder Bürgerlohn käme echt gut. Für alle Beteiligten. Auch für dich.“

Gesetze... und...

Weil in der elendigen Bekleidungsdiskussion immer öfters das (Todschlag) Argument auftaucht: „An Gesetze muss man sich eben halten, egal wie bescheuert sie sind!“ hier ein paar morgendliche Gedankensplitter dazu.

Gesetze sind nicht von Göttern gegeben, sondern werden von Menschen gemacht.
Sie sind nicht in Stein gemauert. Gesetze verändern sich, da sie immer in reale historische, kulturelle, machtpolitische Prozesse und Kontexte eingebunden sind.

Menschen verändern Gesetze, indem sie dagegen argumentieren, protestieren, demonstrieren. Vieles, was uns heute so selbstverständlich erscheint und in die Gesetzgebung eingeflossen ist, basiert darauf, dass Menschen sich aktiv gegen bestehende Gesetze gewehrt und für deren Veränderungen gekämpft haben.

Ja, Gesetze regeln das menschliche Zusammenleben sinnvoll  und es macht auch ausgesprochen viel Sinn, dass man sich an sie hält. Doch hin und wieder kommt es vor, und auch das macht Sinn, denn sonst hätten wir noch eine Gesetzgebung wie vor tausenden von Jahren, dass man diese verändert. Meistens gehen solchen Veränderungen Umdenkungsprozesse in der Bevölkerung voraus. Wird geltendes Recht als Unrecht empfunden, kommt Bewegung auf. Ist diese Bewegung bewegend genug, passt der Gesetzgeber (in demokratisch strukturierten Gesellschaften, wir reden hier nicht über Diktaturen jedweder Couleur) die Gesetze entsprechend an (siehe Wahlrecht, Arbeitsrecht, Frauenrechte, Kinderrechte, Antidiskriminierungsrechte, Gleichstellungsrechte, etc., etc.). 

Und ganz oft beginnt es damit, dass einzelne Menschen beginnen einzelne Gesetze in Frage zu stellen und anfangen anders zu leben, ihr AndersSein nach außen tragen (oft zahlten/zahlen diese „Anfänger“ einen hohen persönlichen Preis dafür) und dann immer mehr Anhänger finden, die, in welcher Form auch immer, in der Öffentlichkeit Stellung beziehen und sich über das Für und Wider kreativ streiten. Ich halte das für eine ganz normale und im Prinzip „gesunde“ Entwicklung, auch wenn dabei oft, geschuldet in der Regel den jeweiligen machtpolitischen Verhältnissen, auch schreiender Unsinn herauskommen kann. Aber auch gegen diesen werden sich letztendlich wieder Menschen wehren und es wird zu neuen Veränderungen kommen.

Sich an geltende Gesetze zu halten ist richtig und gut. Es ist die Grundlage einer friedvollen und kooperativen und solidarischen menschlichen Gemeinschaft. Über geltende Gesetze immer wieder nachzudenken, sie immer mal wieder in Frage zu stellen und sich auch gegen einzelne aktiv zu wehren und Veränderungen zu bewirken ist ebenfalls gut. Denn das zeichnet ein lebendiges und dynamisches Rechtssystem aus. Und das ist etwas, was wir meiner Meinung nach zum Beispiel in Deutschland immer noch haben und für das es sich zu streiten und zu kämpfen lohnt.

Blinde und unreflektierte Anpassung an bestehende Gesetze  birgt die Gefahr des Kadavergehorsams in sich. Mündige BürgerInnen setzen sich mit den herrschenden Gesetzen aktiv auseinander und befolgen sie aus Einsicht und Akzeptanz: Ich stehle nicht, nicht weil es im Gesetz steht, sondern weil ich Diebstahl in den meisten Fällen für untauglich für eine funktionierende Gemeinschaft halte. Ich töte und verletze keinen anderen Menschen, weil  es meiner inneren Überzeugung widerspricht. Ich akzeptiere das AndersSein eines anderen, nicht weil das Gesetz es mir vorschreibt, sondern weil nach meiner Weltsicht dies wichtig und richtig für eine friedvolle Gesellschaft ist. Und so viele andere Beispiele. Und wenn ich all das dann auch noch in der Gesetzgebung meines Landes wiederfinde, dann bin ich erstens zutiefst zufrieden und zweitens eine ausgesprochen gesetzestreue Bürgerin. 

Burkagedöns

Mal Klartext von meiner Seite: Ich lehne das ganze Verschleierungsgedöns als vorgeschriebene Kleidervorschrift absolut ab. Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war im Iran, als eine sichtbare Haarlocke locker auch ein Todesurteil bedeuten konnte. Ich lehne es ab, wenn Frauen dazu gezwungen werden den Mist zu tragen um der verquasten Ehrbarkeit des männlichen Teils der Familie Genüge zu tun. Ich lehne es ab, wenn das Tragen als Herrschafts-/Unterdrückungs-/Demütigungsinstrument eingesetzt wird, weil das kleine Männchen sich sonst vor der, nicht zu Unrecht vermuteten, ungezügelten Frauenpower vor Angst in die Hose kackt. Ich lehne es ab, wenn irgendwelche Religioden meinen ihre Selbstzweifel und  Minderwertigkeitskomplexe mit dem Schleiergebot verschleiern zu müssen. Aus diesen und noch einigen anderen Gründen lehne ich ein Verschleierungsgebot ab. Punkt.

Aber!, (ja ich kann auch in aber) die, die sich da jetzt aufplustern für die Gleichberechtigung und Freiheiten der Frauen, das sind doch genau diejenigen, die mich seit Jahrzehnten als Frau, mit ganz eigenen Vorstellungen über das Leben, nerven, diskriminieren und klein halten wollen. Die sich, seitdem ich denken kann, eifrig darum bemühen mir einzureden, wie sich eine richtige Frau oder Mutter zu verhalten, zu kleiden, zu pupsen hat. Das sind doch genau diejenigen, die sich immer wieder in ihrem Hass auf jedwedes AndersSein moralintriefend ereifern und alles kontrollieren und zu Tode regeln wollen. Die alles, was mir Lebensfreude, tiefe Befriedigung und Selbstverwirklichung verheißt, mit Regeln, Geboten, Gesetzen und Verordnungen in den Boden stampfen. Von denen, exakt von den laut geifernden, zumeist männlich selbstherrlichen Despoten, würde ich mir nicht mehr sagen lassen, was für mich richtig und was falsch sei, denn, unterm Strich kommen genau sie aus der gleichen Ursuppe wie die Verschleierungsfanatiker. Bäh. Pfui Deibel.

Wenn betroffene Mädchen und Frauen, und ja auch Männer, sich wehren gegen das Gebot der Verschleierung, dann hatten und haben sie meine volle und ganze Unterstützung. Mit ihnen diskutiere, streite, wachse ich. Wenn meine Schwester meint, sich verschleiern zu müssen, dann höre ich ihr gut zu und bringe mich mit meinen Argumenten ein. Aber, ich werde ihr nichts verbieten. Ich werde da sein und sie wieder und wieder in den Arm nehmen, sie gegen Übergriffe mit allem was ich bin und kann verteidigen und nicht nachlassen, mit ihr über das Tragen von Schleier und Dingens zu streiten. So, und nur so, fühlt es sich für mich richtig an.


*Anmerkungen

1. Welch eine Anmaßung im VerschleierungsDiskurs überhaupt so einen Begriff wie "erlauben" ins Spiel zu werfen.
Als Frau bekomm ich da einen Schreikrampf:
"Ich, als Mann, erlaube dir nicht ohne! Kopfbedeckung auf die Straße zu gehen!"
"Ich, als Mann, erlaube dir nicht mit! Kopfbedeckung auf die Straße zu gehen!"
Wollt ihr mich verarschen? Steckt euch eure Erlaubnisse doch irgendwo hin!

2. Wenn das Mädchen oder die Frau gezwungen wird sich zu verschleiern, dann greift das Strafgesetzbuch. Und das ist richtig so. Das muss in die Köpfe rein. Kein Verbot und so ein Mist, sondern Rechtskunde. Das Wissen, was nach den Gesetzen geht und was nicht. Da braucht es keinen Religionsdiskurs oder Verbotsgedöns und all den Mist. Alles doch schon da. Es hat auch eine lange Weile gebraucht, bis Frauen sich hier im Lande getraut haben, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen, rauszuschmeißen, sich außerhäusliche Hilfe zu holen. Das braucht ein biss Geduld und viel Aufklärung. Schulen, Medien, etc. hallo! macht mal!

3. Es gilt bei den Frauen und Mädchen durch Gespräche, Aufklärung, Vorleben ein Gespür dafür bei ihnen zu entwickeln helfen, ob sie wirklich selbst wollen, was sie wollen müssen. Sie müssen das, was auch meine Generation mühsam lernen musste, halt auch lernen. Das geht doch nicht von heute auf morgen.

4. "Sie könnte drunter eine Waffe tragen. Darum!"
"Stimmt, es waren bisher doch nur überwiegend Männer, total verschleiert. Aber mit Pass. Immerhin!"

5. Wieso haut ihr eigentlich auf die verschleierten Frauen ein? Wenn es stimmen sollte, so wie es die VerbotsanhängerInnen ja behaupten (und ich nicht denke), dass es eine von der Religion (und die ist in diesem Fall ausschließlich männlich bestimmt) vorgegebene Kleiderreglung ist, dann setzt euch doch gefälligst mit den Männern auseinander. Euer Bestreben hat, wenn schon, denn schon, schlichtweg den falschen Adressat. 

Ach, die Zigeuner

„Natürlich haben Zigeuner Gründe, ihre Gegend zu verlassen. Weil sie aufgrund ihres Verhaltens nirgendwo lange geduldet werden.“

Sie wurden und werden vor allem nirgendwo geduldet auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmtem Volksgruppe. Die Erfahrung, auch meine ist nämlich, als Roma/Sinti kannste dich wohlverhalten bis zum Anschlag, unterm Strich bekommst du trotzdem eine in die Fresse und wirst diskriminiert. Es zählt nur die Zugehörigkeit. Sippenhaftung inclusive. Und ja, so unangenehm das für manchen ist, wir als Gesellschaft haben eine Verpflichtung etwas dagegen zu unternehmen und zu unterstützen.

Und ansonsten: Ja, es gibt auch – welch Überraschung - bei den Roma/Sinti Leute, denen es an einem angemessenen Sozialverhalten mangelt. Dafür gibt es im Allgemeinen das Ordnungs- und Strafrecht und im privaten Umgang die deutlichen Grenzsetzungen. Und da geht es eben nicht mehr vorrangig um irgendeine Zugehörigkeit zu einer Volks- oder SonstwieGruppe, sondern um konkretes Verhalten. Oder glaubst du, ich lasse mir von irgendjemand, egal mit welchem gesellschaftlichen Status, über meine Grenzen trampeln? Eben. Da ist mir Zugehörigkeit zu irgendwas wirklich egal.

Du wirst gehen

Du wirst gehen.

Du willst nicht gehen. Willst deine Mutter und die kleinen Geschwister nicht verlassen. Du kannst sie doch in all dem Elend und in all den Gefahren nicht alleine lassen.

Du wirst gehen. Dein Vater und deine zwei Brüder wurden erschossen. Du bist jetzt der älteste Mann in deiner Familie. Du kannst jetzt nicht gehen.

Du wirst gehen. Du bist gerade sechzehn Jahre alt geworden. Ein Kind noch, doch alt genug, um von einer der Milizen an die Waffe gezwungen zu werden. Sie kreisen seit Tagen um euer Haus. Deine Mutter hat sie schon mehrmals von der Türschwelle weg gejagt. Du darfst das Haus nicht mehr verlassen. Deine Mutter hat Angst. Seit Jahren hat sie Angst, um ihren Mann, die Kinder, um dich. Du willst nicht gehen.

Du wirst gehen. Sie weint, sie schreit, sie fleht, sie bittet. Deine Mutter lag vor dir auf den Knien und bettelte dich an, dich in Sicherheit zu bringen. Sie sagt, dass alles besser ist für sie, wenn sie nur keine Angst mehr haben müsse, dass du tot geschossen wirst oder andere Menschen tot schießen musst. Du willst nicht gehen.

Du wirst gehen. Sie weint, sie fleht, sie bittet. Sie hat alles Entbehrliche auf dem Schwarzmarkt verkauft. So hast du vielleicht eine kleine Chance, bis über die Grenzen und auf ein Schiff zu kommen. Diese klitzekleine Chance, die doch so viel größer ist als jene des Hierbleibens. Du willst nicht gehen.

Du wirst gehen. Weil du den Schmerz deiner Mutter nicht mehr aushalten kannst. Weil dein Gehen ihre einzige Hoffnung in ihrem Leben sein wird. Ihre einzige Möglichkeit zum Überleben ist diese Hoffnung. Weil sie ihr Kraft gibt. Sagt sie. Weil das Wissen, dass du leben wirst, ihr Leben am Leben erhalten wird. Du willst nicht gehen.

Du wirst gehen. Es wird dir dein Herz brechen und deine Seele in tausend Stücke zerreißen. Aber ihr Herz wird dadurch noch eine Weile schlagen können.

Du wirst gehen.

„Diese Typen von der AfD wollten dem Asylrecht schon immer an den Kragen!“

Ich glaube, die Mehrheit der AfDler kennt das Gesetz und seine aktuellen Ausführungsbestimmungen überhaupt nicht. Es ist nur ein Aufhänger, weil man damit an Vorurteile und Stereotypen in Teilen der Bevölkerungen andocken kann. Gäbe es keine Flüchtlinge, dann wäre es etwas anderes. Homosexuelle, oder Gleichberechtigung, oder xyz. Sie würden etwas finden, bei dem man an imaginierte Ängste und Abwehrhaltungen andocken könnte. Aufgrund der internationalen Lage sind es in diesen Tagen eben die Flüchtlinge und der Islam. Letztendlich geht es ihnen aber nicht darum. Mir erscheint es wichtig, genau das zu verstehen. Die Meinungsmacher in der AfD, die haben das sehr wohl verstanden und arbeiten (recht geschickt, kann man ihnen nicht absprechen) damit.

Gauland. Mal wieder.

Nach den jüngsten Anschlägen will Alexander Gauland, Vize-Chef der AfD, das Asylrecht für Muslime aussetzen. „Wir können es uns aus Sicherheitsgründen nicht mehr leisten, noch mehr Muslime unkontrolliert nach Deutschland einwandern zu lassen“, erklärte der stellvertretende AfD-Vorsitzende am Mittwoch. Deshalb müsse „das Asylrecht für Muslime umgehend ausgesetzt werden, bis alle Asylbewerber, die sich in Deutschland aufhalten, registriert, kontrolliert und deren Anträge bearbeitet sind“.


Entschuldigt, aber dem hat man einfach in den Kopf geschißen. (das war jetzt eine spontanemotionale Reaktion).

Man könnte jetzt allerdings einen Vortrag darüber halten, dass es die "Muslime" nicht gibt, so wie es auch die "Christen" nicht gibt. Man könnte erklärten, dass manche Muslime sogar aufgrund der Zugehörigkeit zu ihrem speziellen Glauben bei uns ein Recht auf Asyl haben, weil Verfolgung aus religiösen Gründen ein eindeutiger Asylgrund ist. Man könnte ihm erklären, dass Sippenhaftung nicht mit unseren Gesetzen vereinbar ist. Man könnte auch noch erwähnen, dass das Asylrecht beinhaltet, dass jeder Fall als Einzelfall behandelt werden muss und dass sich die Gesetzgeber dabei etwas Grundlegendes gedacht haben. Man könnte ihm Verarschung seiner Klientel vorwerfen, weil er lügt wie gedruckt und man könnte ihn der reinen Menschenrechtsverachtung beschuldigen. All das könnte man. Aber letztendlich ist er, und damit meine ich explizit ihn, die ganze Mühe nicht wert. Denn er weiß das alles. Das macht es so besonders ekelhaft und absolut widerlich. Ich verachte ihn. Pfui Deibel.

Passt auf. Jetzt kommt es: Das was uns in unserer gegenseitigen Verachtung grundlegend unterscheidet, ist, dass ich mich trotz allem immer dafür einsetzen würde, dass er nach geltendem Recht und Gesetz behandelt wird und handeln darf. Denn bürgerliche Rechte und die Menschenrechte sind unteilbar und nicht verhandelbar. Das gilt auch für so einen verachtenswerten Widerling wie ihn.


Diktatur oder Demokratie?

Anmerkung an all diejenigen, die meinen, mir den Kopf voll schwafeln zu müssen von wegen wir hätten hier in Deutschland eine Diktatur: Ich war in Griechenland zur Zeit der Diktatur; ich habe im Iran gelebt, als die Pasdaran noch ausschließlich die Straßen beherrschten; ich war in der Türkei, als die Kurdenverfolgung einen ihrer Höhepunkte hatte; ich war in Portugal und Spanien und ich habe damals die Überlebenden aus Chile kennengelernt … und, und, und. Erzählt mir also nix über Diktatur. Ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was das wirklich bedeutet. Ihr könnt es euch in euren schlimmsten Albträumen nicht mal im Ansatz vorstellen. 

Ja, es läuft eine Menge schief und quer in diesem, meinem Land, eine ganze Menge, aber! von einer Diktatur sind wir meilenmeilenweit entfernt. Und weil das so ist, kommt mir doch der schräge Gedanke, dass ihr, die ihr so widerwärtig und sinnentleert schreit und hetzt, euch ganz tief innerlich sehnt nach einem verklärten Etwas, das, würde es denn hier um euch drum herum existieren, euch von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen und jedwede Existenzgrundlage entziehen würde. Ihr wäret die ersten, die in einer Diktatur elendig verrecken würdet. Oder, oder ihr würdet zu besinnungslosen Handreichern und Speichelleckern der diktatorischen Gewalt und des Staatsterrorismus werden. Aber auch das würde ja bedeuten, dass ihr innerlich schon längst tot wäret. 

Also, lasst es einfach sein mit eurem Gehetze und eurem irrealen Gejammer. Und wenn ihr, aus welchen pathologischen Gründen auch immer, damit nicht aufhören könnt, seid wenigstens ein klein wenig dankbar dafür, dass ihr in einem Land lebt, in dem ihr euren Hass und Wahn ohne gravierende Folgen für Leib und Seele laut hinaus rotzen dürft. Mein Land hält dies, wenn auch völlig abgenervt, aus und ich letztendlich auch. Weil wir eben nicht in einer Diktatur leben.

München, und...

Hass und Dummheit - Verzweiflung und Hass ... ... und mittendrin die geifernde Journaille.

Unsäglich.

Wörtersuche.

Was könnte ich schreiben nach so einer Nacht? Was ist da in mir, was ich noch sagen könnte? Nichts anderes als zu all dem Schrecken vorher: Mitgefühl, Traurigkeit, Zorn, gemischt mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und der zeitweisen Entmutigung.

In der Nacht erinnerte ich mich an die endlosen Diskussionen in den Schulen über die Gefährlichkeit von Computerspielen. Dass sie die jungen Menschen gewalttätiger machen und Hemmschwellen herabsetzen würden. Nun, ich dachte schon damals, und denke es auch noch heute, dass die Realitäten, mit denen wir junge Menschen tagtäglich konfrontieren, doch viel gefährlicher seien. Was macht es mit einem jungen Menschen, wenn er im Netz und in den Medien quasi per Liveschaltung das Gemetzel an Kindern und das elendige Morden und Sterben rund um den Erdball mitansehen kann. Was macht es mit ihm, wenn er all das Elend und Leid und all die Ungerechtigkeiten tagtäglich hautnah serviert bekommt? Er quasi dabei zusehen kann, wie wider besseren Wissens die Umwelt für kurzfristige Gewinnspannen zerstört und Menschenträume eiskalt vernichtet werden? Was macht es mit ihm, wenn er all die sich steigernden Hasstiraden mitliest? Und dann daneben die verlogene, sich wohlanständig gebende Saturiertheit der MitbürgerInnen und das für ihn nicht mehr durchschaubare Gehampel und Gebaren der Politikerkaste erlebt. Was macht all dies und mehr mit einem jungen Menschen? Macht es etwas mit ihm?

Ja, es macht etwas mit ihm oder ihr. Denn es macht ja auch etwas mit mir. Im Unterschied zu vielen jungen Leuten verfüge ich jedoch mit meinen sechzig Jahren über genügend Lebenserfahrung, innere Muster und Handwerkzeuge, über gewachsene und integrierte Wertvorstellungen, eine mäßigende Gelassenheit und genügend innere Stabilität um damit einigermaßen angemessen umgehen zu können. Ich kann, wenn auch manchmal mit einiger Anstrengung, meine Emotionen regulieren, Fakten von Propaganda unterscheiden, mich distanzieren und abgrenzen… und, und, und. Sie können dies alles doch noch gar nicht können.

Als ich Ende der neunziger Jahren an Schulen und in Schulprojekten in sozialen Brennpunkten mit Jugendlichen arbeitete, machte ich mich bei Trägern und Mitarbeitern schon unbeliebt, wenn ich aus den Einzelgesprächen oder aus den Familien zurück kam und die Frage in den Raum warf: "Warum brennen eigentlich unsere Städte noch nicht?" Der Widerspruch zwischen der Lebensrealität dieser jungen Menschen und den schönredenden, jedoch irrealen Ansprüchen der damaligen Förderprogramme schrie quasi nach Irrsinn und Wahn.

Ach, alles nur Worte, Worte, Worte.

Das ändert ja nun doch alles nichts an der Tragik und dem Schrecken solcher Taten wie in Würzburg oder München oder in… und in… und in… . Und so sitz ich da und weine und suche in mir dieses Fünkchen Hoffnung. Verdammt, ich weiß, dass es da ist, da sein muss. Ich bin doch alt genug um zu wissen, dass es immer da ist, niemals erlischt. Ich suche.

München...

Die ersten Meldungen über München waren noch nicht raus gestern und schon explodierten das Netz und die Kommentare in den Medien vor Hassgeschrei und kruden Schuldzuweisungen. Basierend auf? Nichts! Die Faktenlage war bis in den frühen Morgenstunden mäßig und wird wohl erst im Laufe der nächsten Stunden und in den kommenden Tagen stabiler werden.
Ich bin mir so sicher, dass genau dieser Hass und dieses gedankenlos Schuld zuweisende Schubladengeplärre, seien sie psychologisch auch noch so gut erklärbar, mit ein wesentliches Düngemittel für all diesen explodierenden Wahnsinn sind.
Lasst euch nicht in diese immer schneller kreiselnde Spirale der Gewalt hineinziehen, denn sie ist Teil des Problems und nicht der Lösung.

Fremdenfeindlichkeit

Eine grundlegende Voraussetzung für Fremdenfeindlichkeit ist, das Gegenüber, auch sprachlich, auf den Status eines Fremden/Ausländers/Migranten/Flüchtlings/Andersseienden zu reduzieren und damit alles Nichtfremde/Verbindende/Gleichartige gänzlich aus dem Blickfeld/Diskurs zu nehmen.

Eine Scheißstrategie… funktioniert aber immer wieder prima.

Eine Geschichte dazu: 3. Grundschulklasse. Die Lehrerin meinte es bestimmt gut und wollte nur veranschaulichen. Sie bat alle Kinder mit Migrationshintergrund die Klasse zu verlassen. Manche Kinder gingen nicht, weil sie diese Kategorie "Ausländer/Flüchtling/Migrant bisher gar nicht auf dem Bildschirm ihres Weltbildes hatten, und wurden dann von der Lehrerin rausgeschickt. Es kam zu Tränen, Verstörtheit, Verständnislosigkeit ... Nun, ab jetzt wussten die Kinder immerhin, was sie angeblich unterscheiden und trennen solle. Das Thema war damit (in den Köpfen) gesetzt. 


Scheinheiligkeiten

Was mich an diesem ganzen Flüchtlingsdiskurs am meisten nervt, ist die offensichtliche Scheinheiligkeit fast aller Entscheidungsträger. Da wird sich gewunden, da wird geschwubbelt. Da werden Maßnahmen durchgepaukt, die Hilfe versprechen sollen, unterm Strich jedoch nur das Leid vergrößern. Da wird abgewiegelt, hysterisiert, fantasiert, vertuscht, verschwiegen, gekumpelt, bestochen, korrumpiert, gelogen. Menschenrechte werden tagtäglich mit Füssen getreten und in Sonntagsreden gleichzeitig bauchpinselnd hochgejubelt. Da verrecken die Leut elendig und man drückt, öffentlichkeitswirksam natürlich, sein tiefstes Bedauern aus und geht zum nächsten Schlag über.

Mittlerweile wünsche ich mir, dass all diese Puppenspieler und Marionetten einfach mal ihre Masken für einen Moment fallen lassen und ehrlich sagen würden: „Wir wollen euch hier nicht. Euer Leid, eurer Schmerz, euer Sterben interessieren uns nicht wirklich. Wir wollen in Ruhe unseren Geschäften nachgehen, Profit machen, Ämter behalten, Wahlen gewinnen. Wir haben mit unserer eigenen Bevölkerung schon genug zu tun. Bleibt gefälligst dort, wo ihr seid. Sterbt zügig und leise. Lasst uns einfach nur in Ruhe. WIR WOLLEN EUCH NICHT!“

Es würde es einfacher machen. Der Zorn ob solcher Anmaßung, die ja unbestreitbar vorhanden ist, hätte Raum zu wachsen. Energien würden nicht in diesem verdammten Netz der Scheinheiligkeiten verpuffen. Vielleicht wäre sogar Solidarität wieder eher möglich.

Na ja, ich nehme an, genau aus diesem Grunde wird es diesen Moment der Ehrlichkeiten nie geben. Wäre ja auch zu gefährlich. 

Abwägung

Treibt mich um: Beteilige ich mich am AfD Pushing, wenn ich ihre Aussagen zitiere und auf Kommentare von deren Vertreter eingehe und/oder Artikel über sie teile und kommentiere?
Ja. Zum Teil schon. Ich schenke und verschaffe ihnen damit Aufmerksamkeit.
Auf der anderen Seite: Die haben mittlerweile in den Sozialen Netzwerken und im Web überhaupt ihre eigenen Verbreitungskanäle, wo sie ihren Dünnpfiff unter die Leute bringen.
Wenn ich sie also einfach ignoriere und keine Hinweise und Argumente dagegen bringe, die ich ja nur aufbauen kann, wenn ich zitiere, dann lass ich manche Menschen einfach im agitatorischen Schwachsinnsregen stehen und zeige nicht, dass da noch andere Leute sind, die sehr wohl sehen und hören, was da wie passiert und die sich dagegen wehren und Argumente und Fakten liefern.

*abwägendenkdenkdenk

Summa summarum: Keine Position zu ergreifen ist auch eine Position. Ich habe aber eine klare Position. Die werde ich vertreten. Laut und deutlich. Deshalb werde ich wohl weiter zitieren und dagegen anschreiben, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit manchmal ihrer Propagandataktik auf den Leim gehen werde. Ignorieren und Schweigen wäre unterm Strich unverantwortlicher und schrecklicher.

Worum geht es dir?

Worum geht es dir und dir und dir da hinten denn wirklich? Du fühlst dich bedroht? Du fühlst dich nicht wahrgenommen? Du fürchtest dich vor deiner Zukunft, vor Arbeitslosigkeit, vor Hartz IV, vor Krieg und Gewalt? Du hast Angst um deine Kinder? Du fühlst dich von den Politikern verarscht? Du fühlst dich ausgenutzt, betrogen und belogen? Bingo! Da hast du viel gemeinsam mit sehr vielen Menschen in Deutschland und zwar völlig egal welcher Herkunft und welcher Hautfarbe, welcher Religionszugehörigkeit und welchem Geschlecht auch immer zugehörig. 
Du fällst nämlich auf die größte Verarsche überhaupt rein: Deine Feinde, die Schmarotzer, die machtgeile Arschlöcher stehen nicht neben dir, gehen nicht mit deinen Kindern in die Schule, wohnen nicht in deiner Nachbarschaft. Sie sitzen auch nicht auf den Ämtern oder in den Polizeirevieren. Das sind alles nur genauso arme Hascherls wie du. 
Ihr lasst euch auseinander dividieren, entsolidarisieren und aufeinander hetzen. Denn die, die von all dem Hände reibend profitieren, die stehen nicht neben dir. Die sitzen in ihren Palästen, in ihren Penthouses, auf ihren Jachten und lassen es sich gut gehen. Für die bist du nur Dreck unter ihren Schuhen. Stimmvieh, Produktionsfaktor und dummes Geschmeiss, das man hin und wieder gut gebrauchen und funktionalisieren kann für die eigenen Interessen. 
Die wissen nichts, aber auch gar nichts von deinem Leben, deinen Sorgen, deinen Träumen, deinen Ängsten, deinen Wünschen. Und hätten sie auch nur einen Funken von Ahnung davon, so ginge es ihnen doch am Arsch vorbei. Du gehörst nicht zu ihrer Welt und daran wird sich auch nichts ändern, indem du immer weiter die Falschen trittst. Also hör endlich auf mit diesem Scheiß!

Brandbeschleuniger

Der Herr Gauland,  (Brandbeschleuniger der AfD) mal wieder: "Die Leute wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben!"

Ihn schon, Sie bestimmt nicht! Diese Erkenntnis tut weh, das verstehe ich. Dann beißt man um sich. Das akzeptiere ich nicht. 

Dialog. Grenzenlos?

„Sie reden nicht mehr mit mir? Weil ich in der AfD bin?“

„Nein. Weil Sie ein faktenresistentes rassistisches  Arschloch sind. Darum.“


Ich stelle fest: Mein Dialogwillen hat eindeutige Grenzen. Das sagt nichts über meinen Willen in Bezug auf das Verständnis des Warum, Wieso, etc. aus. Aus dem Verständnis wächst aber nicht immer Akzeptanz. Denn wäre dem so, dann würde ich bei meinem Gegenüber den freien Willen, die vielen Möglichkeiten, sich anders aus dem Warum heraus zu positionieren, negieren. Das widerspricht aber meiner tiefsten Überzeugung.

Deine Angst

„Wenn deine Angst mein Gewinn ist, warum sollte ich dann irgendwas unternehmen, beschließen, tun, damit du deine Ängste verlierst? Ganz im Gegenteil werde ich sie doch lieber mir zum Wohle weiter nähren und füttern. Du wirst dich dann in deinen Ängstlichkeiten derart verfangen, dass du mich, ohne große weitere Anstrengungen meinerseits, immer wieder als den Heilsbringer ansehen, wählen und unterstützen wirst. Denn ich gebe deinen Ängsten Namen und Gesichter. Denn ich bin ihr Schöpfer. Meine vermeintliche Größe gibt dir das Gefühl, deine Ängste in den Griff zu bekommen. Du wächst ein kleines bisschen innerlich, indem du mich groß machst. Ohne mich wärst du vielleicht einfach nur mutig, kreativ, flexibel, lebendig. Doch ich wäre dann ein Nichts. Das kann und werde ich nicht gut heißen. Also lass uns weiter nach meiner Melodie tanzen. Tanze, tanze, tanze, du dummes Ding.“

„Oh, Sie sprechen über die morgige Wahl in Österreich, Frau Müller?“

„Eigentlich dachte ich eher an Religionen, Götterwahn und so ein Zeugs. Aber Sie haben Recht, für eine der morgen zur Wahl stehenden Ideologien und dessen Vertreter passt es auch wie die Faust aufs Auge.“

Freunde?

Rassisten können keine Freunde sein, selbst wenn sie zeitweise vermeintlich als Feinde deines Feindes daher kommen. Denn, wen sie sich gerade als Feindbild auserkoren, unterliegt der völligen Willkür und dem gerade pragmatisch vorhandenen Angebot an potentiellen "Opfern" für ihren Hass und ihren pathologischen Größenwahn Schon bei der nächsten Umdrehung der Zeitschleife könntest du es sein. Eure Freundschaft, so es sie denn dann gäbe, wäre kein Grund, dich nicht durchs propagandistische Dorf zu jagen und dem Schlachter mitleidslos vor die Füße zu werfen. So einfach ist das. Und doch so schwer zu verstehen.

AntiIslamKurs der AfD

"Na, jetzt müssen Sie aber den Islam verteidigen, Frau Müller, oder?"
"Sie missverstehen da etwas Grundlegendes. Da ich keiner Religionsgemeinschaft angehöre und keinen religiösen Glauben jedweder Art teile, verteidige ich da gar nichts. Ich setze mich höchstens mit den Inhalten von Religionen kritisch auseinander. Was ich allerdings vehement verteidige, ist das Recht auf die freie Wahl und freie Ausübung der jeweils eigenen Religion von jedem Menschen in unserem Land. Sollten im Namen einer Religon, jedweder Couleur!, durch Fanatiker irgendwelche Strafttaten begangen werden, so gibt es dafür das Strafrecht. Mehr braucht es nicht. Alles andere, so auch den Programmteil der AfD, nenne ich bewußte Brandstifung und Volksverhetzung. Hat mit unserem Grundgesetz nix, aber auch gar nix mehr zu tun.

Aushalten! Nein!

"Wir müssen harte Bilder aushalten", sagt der Innenminister.

Muss ich nicht, werde ich nicht. Niemals. Ich werde weinen, schreien, toben, kotzen und rotzen. Immer wieder.

Was ist das überhaupt für ein Wort "aushalten" in solch einem Kontext? Verrohen, abstumpfen, erkalten, verhärten, gleichgültig werden gegen das Leid und das Elend anderer Menschen ... und letztendlich gegen sich selbst. Erinnert mich sehr stark an den Prozess der "Ausbildung" und das entmenschlichende Training eines Folterers.

Reziproke Wahrnehmung des Gegenübers und das daraus resultierende Mitgefühl sind wesentliche Grundlagen unseres  Menschseins. Sie befähigen uns zur Solidarität, zur Hilfsbereitschaft, zur Barmherzigkeit und zur Güte. Sie sind die Basis jedweder menschlicher Solidargemeinschaft. Und wenn ich die evolutionäre Entwicklung des Menschen zum Menschen richtig verstanden habe, dann waren genau diese Eigenschaften der eigentliche Motor dieser Entwicklung.

Und das sollen wir jetzt alles aufgeben? Empathie und Mitgefühl in den Schredder schmeißen? Aushalten lernen? Für was? Für wen? Ihr habt ja einen Knall, ihr Giergeier, ihr Machtmenschen, ihr verlogenen Pöstchenkleber.

Ich nicht. Niemals.

Kreiseln

„Verteidigen Sie etwa den Islam?!“

„Nein. Ich verteidige das Recht eines jeden Menschen nicht aufgrund seiner Religionszugehörigkeit diskriminiert oder in Sippenhaft genommen zu werden.“

„Ah! Sie verteidigen den Islam!“

„Nein. Mir gehen Religionen am Arsch vorbei. Menschenrechte aber nicht!“

„Sie sind also gegen unsere christlichen Werte. Wusste ich es doch.“

„Nein. Wegen mir kann jeder Mensch glauben, was er will.“

„Auch die Moslems?“

„Ja, auch die Moslems.“

„Sie verteidigen also doch den Islam!“


Es ist soooo aussichtslos. *andenkoppklatsch

Wirtschaftsflüchtlinge

Bei vielen der letzten und aktuellen Kriege und militärischen Einmischungen ging/geht es um Öl, Bodenschätze, etc. und/oder Zugangswege zu den selbigen. Man marschiert in ein Land ein; zerbombt es; zerstört die Infrastruktur; liefert die Waffen; unterstützt Diktatoren und/oder Terrororganisationen, die einem genehm sind.
Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da werden gewachsene Strukturen in der Landwirtschaft und im Binnenhandel geschreddert, damit man dort, entsprechend der Bedürfnisse in den eigenen Ländern, billiger Zeugs anbauen kann, Viehherden großindustiell hochzüchten, oder den Schrott an Lebensmittel oder den eigenen Wohlstandsmüll auf den dortigen Markt werfen kann.
Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da lässt man Frauen und Kinder wie Sklaven arbeiten, damit man im Billigsektor der Bekleidungsindustrie auf dem heimischen Markt bestehen kann und auch dort noch Gewinne einfährt. Man lässt Menschen in anderen Betrieben/Unternehmen für einen Hungerlohn und unter unmenschlichen Bedingungen schuften. Wehren sich die Menschen dagegen, dann zieht man, einer Heuschreckenplage gleich, einfach weiter ins nächste Land.
Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Man zerstört die Umwelt, greift in den natürlichen Kreislauf ein, macht Wälder platt und Wasser zu einer Ware, und, und, und.
Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Da werden ganze Ernten vernichtet und überschüssige Lebensmittel in unvorstellbarem Ausmaße auf dem Müll entsorgt.
Aus einem einzigen Grund: Weil es den eigenen wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Und tönt dann empört, wenn die Menschen aus diesen Gebieten fliehen: Alles Wirtschaftsflüchtlinge! Ja, sind sie. Sie fliehen vor den Folgen der Durchsetzung eurer wirtschaftlichen Interessen. 

Landtagswahlen

Ich habe letzte Nacht zwei Dinge gemacht: Ich habe den Politikern bei ihrem Geblubber nach den Wahlen zugehört und ich habe mich virtuell in der ganz, ganz rechten Ecke rumgetrieben. Der Widerspruch zwischen diesen beiden Welten könnte nicht größer sein.

Die einen wiegeln ab und die anderen verstehen es als ein überdimensionales Signal, dass sie mit ihrem Weltbild nun eine Verankerung im "Volk" hätten. Beide haben allereigentlich nix verstanden, wobei ich beide auf ihre Weise für gefährlich halte.

Allerdings erschreckte mich die Aggression und Gewaltbereitschaft in der rechten Ecke mehr. Beides ist gestern quasi explodiert und die Wahlen wurden als Freibrief dafür interpretiert und der ausgekotzte Hass schaukelte sich hoch in einem "Wir sind das Volk und alle anderen nicht."

Da ging es auf einmal nicht mehr nur um "Flüchtlinge" in den Beiträgen, sondern da ging es voller Hass um alle, die irgendwie anders sind: Die roten Zecken; die vergenderten Akademiker; die Schlampen; die Besserverdienenden; die Homos; die Emanzen; die Gutmenschen; die Ausländer mit deutschem Pass; die Politiker überhaupt; die WählerInnen, die nicht rechts gewählt hatten; die Nachbarn, die einem immer schon ein Dorn im Auge waren; die Moslems eh, die Juden und die vom wahrem Glauben abgefallen Christen.

Diese Welle des überbordenden, gewaltbereiten blinden pathologischen Hasses gegen alle und jeden im Fahrwasser der AfD Wahlergebnisse ist das, mit dem die AfD bewusst spielt und das sie bei klarem Verstande hochreizt und weiter hochreizen wird. Und da kann sie sich noch so sehr verbal in Talkshows davon distanzieren. Sie wissen, was sie da tun. Sie sind eben nicht der naive Zauberlehrling.

Ja, seit gestern hat sich in meinem Land etwas grundlegend verändert. Und es hat gerade erst begonnen.

Der gleiche Topf

Da geht im Moment ein Foto rum in den sozialen Netzwerken, auf dem ist ein kleiner, etwas molliger, mittelälterlicher Mann, mit Schirmmütze, Brille, leicht verkniffenem Mund, Parker und brauner Hose zu sehen. Er hält ein großes Plakat in der Hand, auf dem steht: „Finger weg von unseren Frauen!“ und das NPD Zeichen. Würde ich einfach überklicken, wenn, ja wenn da nicht all die beißenden Kommentare (bis eben 176) drunter wären, à la: „Dessen Frau will ich nicht einmal SEHEN!“, „Den Wurzelzwerg will eh Keine.“, „hat keine abbekommen & das wird hoffentlich so bleiben“, „Der kann das bestimmt nicht lesen“, „Es gibt Menschen die haben statt Geburtsurkunde nen Entschuldigungs Schreiben der Kondomfabrik“, „Er hätte wohl lieber drauf geschrieben: Ich will auch mal eine“, … und so weiter und so weiter … …

Ja, ich finde das Plakat absolut widerlich. Aus vielen Gründen.

Aber, aber … ich finde die abwertend übergriffigen Aussagen über die Person, die dieses Plakat trägt genauso widerlich. Und in meiner Welt ist es der gleiche Scheißtopf, aus dem sowohl das eine, als auch das andere kommt.

Denken musste ich beim Lesen der Kommentare an die geifernden "Schwanzabschneider" / "Hängt ihn auf!" Schreier, die kein Problem damit haben, ihre Kinder anschließend brüllend in die dunkle Ecke zu schicken oder auf dem Elternabenden die Meinung vertreten zu müssen glauben, dass ne Ohrfeige noch nie geschadet hätte. Da stimmt was nicht.

Versteht ihr, was ich meine?

Kalt.

Klartext: In der kaltschnäuzigen KostenNutzenDenke von Amts-/Machtinhabern oder Postenstrebern jedweder Couleur werden die meisten der geflüchteten/vertriebenen Menschen nicht gebraucht. Weder als Produzenten, noch als Konsumenten; weder als billige Arbeitskräfte, noch als Stimmvieh. Und Kanonenfutter und beiläufige Kollateralschäden weigern sie sich ja zu sein. Am besten gäbe es sie gar nicht bzw. ihr Leiden und ihr Tod gehen diesen Herrschaften letztendlich am Arsch vorbei. Das sollte man schon verstehen.

Zurück, zurück, zurück 2

Oh, noch ein Schmankerl aus dem Wahlprogramm der AfD in Baden-Württemberg zur Ehescheidung: „Statt des reinen Zerrüttungsprinzips muss die Ursache des Scheiterns wieder berücksichtigt werden.“ Seid ihr bekloppt? Soll nun wieder dreckige Wäsche gewaschen werden vor Gericht? Kann sich noch jemand daran erinnern, wie elendig die alten Scheidungsverfahren früher waren, wie viel Leid und Ungerechtigkeiten da über die Köpfe aller erwachsenen! Beteiligten ausgeschüttet und wie die Kinder in diesem Schlachtfeld aufgerieben wurden?
Es war ein so wichtiger Schritt genau dies (Schuldprinzip und Sorgerecht) aus dem Verfahren heraus zu nehmen. Ja, es läuft da noch ne Menge falsch, vor allem wenn es um das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder geht. Aber, die Lösung ist nicht in vier Schritte zurück zu taumeln, sondern wieder und wieder auf diese Ungerechtigkeiten hinzuweisen und nachzubessern.

Zurück, zurück, zurück

Ich kann die Punkte zu Bildungssystem und Pädagogik in Wahlprogrammen der AfD hier gar nicht auf die Schnelle und Kürze in ihrer ganzen Tragweite kommentieren. Ich fasse deshalb zusammen:

- Leistung, Leistung, Leistung
- Beibehaltung des mehrgliedrigen Schulsystems und verstärkte Förderung des gymnasialen Bereiches
- Nur noch Unterricht im festen Klassenverbund
- Förderung und Ausbau der Sonderschulen
- Disziplin, Disziplin, Disziplin
- Stärkung der Autorität der Lehrer und Rektoren
- Lernwillige und begabte Schüler stehen im Fokus aller pädagogischer Maßnahmen
- Unterrichtsinhalte und Ziele sind bevorzugt deutsche Tugenden, deutsche Geschichte, Literatur, Werte, Klassiker
- Jugendliche, die eher praktische Fähigkeiten besitzen, sollten bereits
ab dem 14/15. Lebensjahr eine Lehre beginnen können

Ich habe bestimmt einiges noch übersehen und es gäbe eine Menge mehr dazu zu sagen. Zum Thema „Inklusion“ zitiere ich nochmal direkt aus dem Wahlprogramm in Baden-Württemberg. Lasst es euch auf der Zunge zergehen:

„Inklusion nicht zu Lasten lernwilliger und begabter Kinder erzwingen und Überforderung der Lehrkräfte vermeiden.
Die Inklusion darf nicht das Lernen der Mitschüler beeinträchtigen, denn auch diese haben ein Recht auf optimale Förderung.
Bei schwerer körperlicher oder geistiger Behinderung kann die Inklusion leicht zur Überforderung der Mitschüler und Lehrkräfte sowie der betroffenen Schüler selbst führen. Es ist Aufgabe des Lehrers, einen guten Unterricht für begabte Schüler zu bieten und hier eine hohe Fachkompetenz zu zeigen. Eine Überfrachtung mit fachfremden Kompetenzen ist nicht zu verlangen. Es ist von Vorteil für alle Betroffenen, wenn schwer lernbehinderte Kinder in Sonderschulen unterrichtet werden.“

All die, die "anders" sein könnten

„… Diese Entwicklung eines radikalen Islam in Deutschland bei Menschen mit deutschem Pass haben wir noch gar nicht weit genug gewürdigt und sie geht weit über das hinaus, was wir derzeit mit Migranten und Asylbewerbern erleben.“ (F.Petry)

Aha. Merkt ihr was. Man sucht sich schon mal die nächste „Gruppe“ über die man Hass ausschütten kann. Wir hätten somit nun die a)„Asylsuchenden und Vertriebenen“, b) die Homosexuellen und all die, die ihre Beziehungen und sexuellen Neigungen und ihr MannFrauSein abseits der „deutschen heterosexuellen mindestens drei Kinder aufziehenden Familie“ ausleben, und nun c) die deutschen MitbürgerInnen, deren Eltern oder Großeltern als sogenannte „Gastarbeiter“ zu uns gekommen sind.

Bin gespannt, wer als nächstes dran kommt. Ach ja, vergessen, die HartzIVler liegen ja auch schon im Schussfeld. Stichwort „Bürgerarbeit statt HartzIV“. Nein, wir denken jetzt nicht an Arbeitslager. Nein, nein, nein … 

Keine Ausnahmen

Jede Religion, jede Ideologie nimmt für sich in Anspruch, die Hüterin der einzigen, unverbrüchlichen Wahrheit zu sein. Dieser verabsolutierte Wahrheitsanspruch und die Anmaßung der Deutungshoheit von Welt, gepaart mit einem aggressiven Missionierungsdrang, eint sie alle, und ich meine wirklich alle, und degradiert  letztendlich die inhaltlichen Unterschiede bis hin zur Bedeutungslosigkeit.  
Das ist der Urschleim, aus dem sich all der Hass und die Gewalt gegen jedwedes AndersSein nähren.

Ich kenne keine Ausnahmen. 

Du verstehst es nicht

Das ist etwas, was so schwer zu vermitteln ist und was ich so oft gehört, miterlebt, begleitet habe in letzten Jahrzehnten: "Du denkst ich bin hier, weil es bei euch so toll ist; weil ihr so herzlich einander zugewandt seid; weil euer Land so wunderschön ist; weil so viel soziale Wärme herrscht unter euch; weil euer Gesundheitssystem, eurer Sozialsystem so Klasse sind; weil ich hier Geld für meine Arbeit bekomme; weil ich hier nicht verhungern muss, wenn ich keine Arbeit habe; weil, weil, weil ... Du missverstehst es völlig: Ich bin hier, weil ich in meiner Heimat nicht überlebt hätte. Nur aus diesem einzigen Grunde. Weißt du eigentlich, was das heißt? Nicht überleben können? Ich bin hier und ich bin dankbar, dass ich lebe. Doch innerlich zerfrisst mich das Heimweh. Ich weine jeden Tag, jede Nacht. Und ich würde all euren Wohlstand, all eure Almosen, all euer tolles Leben hier jetzt und sofort eintauschen dafür, dass ich nach Hause könnte. Wenn ich zu Hause nur leben, hörst du, leben könnte. Ohne diese ständige Angst vor Folter, Tod, Vergewaltigung, Hunger, Durst. Ohne diese Verzweiflung, diese Ungewissheit, ob ich den nächsten Tag noch da sein werde. Ich will hier nicht sein. Aber ich bin hier. Weil ich sonst tot wäre.“

Ja, ich kann das verstehen. So sehr, dass es mich schmerzt. Und ich kann es nicht lösen.

Sippenhaftung

„Gestern Abend im "Hexenkessel" in Langenselbold. Tisch war reserviert. Bevor wir noch die Getränke bestellen konnten, kam die Besitzerin an den Tisch und meinte, wir sollten bitte gehen. Begründung: Sie wolle keine Zigeuner in ihrem Lokal. Sie habe schlechte Erfahrungen mit solchen Leuten und könne uns ihren anderen Gästen nicht zumuten.“

Ich nenne das Rassismus.

Sippenhaftung. Irgendwie dachte ich, das sei Geschichte. Ich habe das vor vierzig Jahren erlebt, als ich den Vater meiner Kinder heiratete. Es ist Iraner und es war oft ein Spießrutenlaufen. Es schien mir mit den Jahren besser geworden zu sein. Nun, ich habe mich wohl geirrt. Es war anscheinend nur ein Luftholen. ... Luftholen. Genau, dir bleibt die Luft im Hals stecken vor Empörung. Und da ist dann so ein Gefühlgemisch aus Wut, Verständnislosigkeit und ... Scham ... Wieso eigentlich Scham? Demütigung, irgendwie erzeugt Demütigung auch Scham. Was für ein widerliches Gemisch. Wie müssen sich Menschen fühlen, denen das Tag für Tag immer wieder geschieht?

Traurig machte mich der Kommentar des Freundes: "Ach komm, das erlebe ich laufend." Und dann tat er so, als würde es ihn nicht jucken, weil es ja alltäglich ist. ... Leute, das macht etwas mit einem, das steckt man nicht einfach weg. Da bist du ordentlich, arbeitest, bist freundlich, hilfsbereit und bürgerlich engagiert, deine Familie lebt seit mehr als hundert Jahren hier und dann bekommst laufend eines in die Fresse, weil du die Sprache deiner Volksgruppe nicht sterben lassen willst, weil du Traditionen pflegst, weil ... Ach, ich weiß auch nicht warum eigentlich. Es ist zum Kotzen.

Erpressung

"Wir müssen die Grenzen dicht machen und dann die grausamen Bilder aushalten", sagte Gauland dem ZEITmagazin. Man könne sich nicht von Kinderaugen erpressen lassen.


Ein Mensch, der so etwas sagt und auch meint - und ich bin fest davon überzeugt, dass er meint, was er sagt - wird auch dich, wenn du ihm irgendwann nicht mehr passt oder im Wege stehst, ohne mit der Wimper zu zucken in den Staub treten und elendig verrecken lassen. So einfach ist das.

Recht

Da ist ein Knick in deinem Denken: Nur weil ich dafür bin, dass alle Menschen das Recht haben, hier bei uns einen Antrag auf Asyl stellen zu dürfen und wir Menschen aus Kriegsgebieten ohne Wenn und Aber Schutz bieten, unterstellst du mir pauschal so ein krudes Zeugs wie Islamfreundlichkeit (warum eigentlich nicht Christenfreundlichkeit?), Unterstützung von Kleinkriminellen, Gutheißen von sexualisierter Gewalt und Ähnliches. Das ist nicht logisch! Das eine hat mit dem anderen nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Guckst du, Beispiel: Nehmen wir an, du seiest ein fundamentaler Christ, im Heimatland verfolgt, verhaftet, gefoltert. Bekommst in Deutschland Asyl mit deiner Familie. Eines Tages kommt deine Tochter mit blauen Flecken in die Schule, weil du sie verprügelt hast. Weil dein Glauben dir das erlaubt. Sorry. Ich klatsch dich an die Wand und zeige dich an und werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass deinem Kind nichts mehr durch dich passiert. Oder du tauchst besoffen in unserer Kneipe auf und baggerst mich übergriffig an. Dasselbe wie eben. Klatsch und Anzeige. Oder ich erwische dich beim Dealen. Anzeige. Oder beim Klauen. Anzeige. Und so weiter, und so weiter. Ja, und es werden auch keine Bilder verhängt oder Zeitschriften aus dem Regal genommen, weil sie dich stören könnten. Bei all dem sind nämlich deine Geschichte und deine Religion ziemlich irrelevant. Du hältst dich wie ich an unsere Gesetze, an die Menschenrechte und an das Grundgesetz. Denn genau die garantieren dir und mir, dass wir hier in Sicherheit und friedlich unser Leben leben können.

Was, ist daran jetzt unverständlich? Wir geben dem Menschen Asyl, nicht der Religion, nicht dem Geschlecht, nicht der politischen Haltung. Ja, sogar ein gestürzter Diktator bekommt bei uns Asyl, wenn Asylgründe vorliegen. Und dann lebt er hier, genau wie wir alle auch. Nach dem geltenden Recht und Gesetz. Das macht für mich einen Rechtsstaat und rechtsstaatliche Gemeinschaft aus. Das ist eine wesentliche Grundlage für den Frieden in unserer Gesellschaft. Alles andere ist Gelabber und propagandistisches Geschwätz. Verstehst du das? Also hör auf, mir irgendeinen Scheiß zu unterstellen. 

Haftung

Ein paar hundert Milliarden Euro kostet Europa wohl dieses Grenze zu und dicht Gedöns. Wieviel fehlte dem UNHCR für die menschenwürdige Versorgung der Leute in den Flüchtlingscamps? Drei oder vier Milliarden? Jesses, nicht mal unter eiskaltem kapitalistischem Kosten-Nutzen-Denken bekommt ihr die Sache auf die Reihe. Ihr seid einfach nur strunz blöd, ihr europäischen Politiker.  

Ich bin jetzt mal ganz altmodisch und sage: Die können sich alle so selten dämlich verhalten, weil sie mit nichts haften für ihre spielerischen Entscheidungen. Sie haften weder mit ihren materiellen Gütern, noch mit ihrer Ehre. Weder mit ihrem Ansehen, noch mit der leiblichen Unversehrtheit. Mit ihrem Leben ja schon gar nicht. Und das eigene Gewissen ist eh schon seit langem begraben. Warum sollte da jemand verantwortliche Entscheidungen treffen, wenn es völlig wurscht ist, was man wie entscheidet? Eben. 

Irrtum

Der große Irrtum: Gäbe es keine Fremden, dann gäbe es auch keine Fremdenfeindlichkeit.

Da wir in dem Fremden, das Fremde in uns spiegeln und so zur Projektionsfläche all unserer Ängste, unserer Verzweiflung, unseres (Selbst) Hasses machen können, genügt uns irgendein beliebiges Subjekt mit minimal gezeichneten Konturen, und sei es auch nur ein imaginäres, dem wir, indem wir es vom Subjekt zum Objekt transformieren, den Stempel „fremd“ aufdrücken, und Schwupps, können wir uns an ihm abarbeiten.

Das Fremde hat nie ein eigenes, individuelles Gesicht, denn sobald es eines hätte, wäre es nicht mehr das Fremde.  

Nicht heilbar

Empathielosigkeit, geistige Dumpfheit, EingewickeltesSein in Vorurteile und dem daraus resultierenden kruden Eigenbild und dem (Selbst) Hass sind nicht heilbar. Die Menschen, die daran kranken, sind im Erwachsenenalter beratungsresistent, zumal sie ja selbst gar keinen Leidensdruck in diese Richtung verspüren. Und wenn sie wirklich irgendwann unter ihrer inneren Haltung leiden würden, dann müsste man, nach meiner Erfahrung, die Zeit ganz weit zurückdrehen und mit jedem Einzelnen jahrelang individuell arbeiten, um auch nur die kleinste Chance auf zumindest Vernarbung zu haben.  Sehr aussichtslos.

Auf der anderen Seite sind diese Menschen jedoch auch wie trockene Schwämme. Sie laben sich an jedweder kleinster, auch negativer, Aufmerksamkeit und blähen sich dann mächtig auf. Sie gänzlich ignorieren wäre eine Möglichkeit des Umgangs damit. Ignorieren heißt dabei nicht, sie nicht wahrzunehmen. Im Gegenteil. Aber, man sollte sie auch nicht füttern.

Was hilft?

Klares, lautes, öffentliches Nein zu jeder widerwärtigen Aktion von denen.
Aber, keine Rechtfertigungsdiskussionen zulassen, kein Köpfchen streicheln, kein Futter geben. Das Signal muss eindeutig sein: „Du bist raus aus dem Diskurs. Du hast dich mit dieser Aktion eindeutig disqualifiziert. Bekomm dich sozialverträglich irgendwie auf die Reihe, dann können wir weiter sehen.“

Und dann: Immer wieder die eigene Haltung und vor allem das eigene Tun dagegen setzen. Wieder und wieder Vorleben, wie es sein sollte/könnte. Freundlich, lachend, ermutigend. Denn um die ganz und gar Verkorksten geht es doch gar nicht, sondern um jene, die dazwischen hängen. Die verunsichert sind, die sich wirklich ängstigen, die nicht wissen, woher mit einer Haltung und wohin dann, wenn man sie hat. Die gilt es abzuholen, zu berühren, zu umarmen und mitzunehmen. Die anderen, die Verbohrten, die laufen sich selbst tot, zerfleischen sich gegenseitig, oder landen mehrheitlich auf der kriminellen Schiene. Ich bin da ganz zuversichtlich. 

Nichts zu verlieren

Aussage eines Freundes, der seit Jahrzehnten in der internationalen Flüchtlingsarbeit tätig und seit Monaten auf der Balkanroute unterwegs ist:

„Es ist anders diesmal. Da sind so viele, vor allem sehr junge Leute, männlich und weiblich, die haben so viel Entsetzliches schon als kleine Kinder gesehen und erlebt, so vieles, was wir uns auch in unseren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen könnten. Die Folge ist: Sie haben keine Angst mehr. Auch nicht vor dem Tod. Sie haben ein Bild von ihrer Zukunft im Kopf. Keine Alternative mehr dazu. Sie werden nicht umkehren und sie werden nicht stehen bleiben. Sie werden einfach auf ihr Ziel zulaufen. Beharrlich, schweigend, gewaltlos. Egal was passieren wird, sie werden nicht stehen bleiben. Das ist neu.“   

Religionsgedöns

Unterm Strich: Deine Religion interessiert mich einen Scheiß. Mich interessiert wie du mit Kindern, Frauen, Älteren, mit AndersSeienden und überhaupt mit den Menschen und mit dir selbst umgehst. Also lass mich in Ruhe mit deinen religiösen Argumenten und Rechtfertigungen. Sie sind dein Wahn und machen für mich keinen Sinn.
Dieser ganze Diskurs über falschen und richtigen und halbfalschen und viertelrichtigen Islam oder übers grüne, gelbe, gestreifte Christsein und über dieses Blablablubb und jenes Blubbblabla ist eine elendige Scheindiskussion und zieht Emotionen und Geschrei und Rechthaberei wie das Licht die Motten an. Religionszugehörigkeit ist kein Kriterium für nichts, weil es letztendlich nie um sie geht, sondern immer nur um Macht, Gier, Geilheit, Dominanz, Unterwerfung, Ausbeutung, Sicherung der eigenen Pfründe. War nie anders, ist nicht anders, wird nie anders sein. Also, warum lassen sich kluge Leute immer wieder auf diese Diskurs Schiene ziehen? Ich verstehe es nicht. 

WertWirrungen

Sollen die "die klassisch preußischen Tugenden Geradlinigkeit, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, Disziplin, Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Fleiß und Pflichtbewusstsein vermittelt werden." (aus dem Wahlprogramm der AfD in Sachsen-Anhalt)

Tschuldigung, ich lieg grad lachend unterm Tisch. "Ehrlichkeit" *kreisch ... ... Ich weiß, es ist nicht zum Lachen ... aber ... aber ... diese Aufzählung ... und dann die Typen dazu ... jesses. Ne, oder? ... Ich bekomm die Bilder nicht aus dem Kopp jetzt... Oh, oh, die Latte liegt zu hoch ... aber wenn man keine eigene Latte hat, dann muss man sie halt imaginieren ... Ernsthaft, ich versuch es, zumindest: Liebe AfDler, ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was diese Begriffe bedeuten könnten (und in welchen Kontexten sie vielleicht Sinn machen würden), denn wenn ihr eine klitzekleine Ahnung davon hättet, nur ne klitzeklitzekleine, dann, ja dann wärt ihr nicht in der AfD

Neid

„Wenn ich das richtig verstehe, wusstest du bis gestern gar nicht so genau, was der Hessenpark ist und das wäre auch jetzt, nach dem du es weißt, nicht so eines deiner präferierten Ausflugsziele am Wochenende. Erinnert dich ein bissl zu sehr an Schulausflüge, mit all diesen alten Gebäuden und deren Geschichte. Ne, nicht so dein Ding. Aber! Jetzt! Jetzt lassen die die Flüchtlinge da umsonst rein. Stellt euch das vor! Umsonst! Diese Schmarotzer! Diese, diese Absahner! Diese  … da kommt dir doch die Galle hoch. Unser Kulturerbe fluten die jetzt! Umsonst!“ … … … *denkdenkdenk … Ne, „Kulturerbe“ würdest du wohl nicht sagen. Gehört eher nicht so in deinen Sprachgebrauch, der Begriff. 

Verantwortung

Ich nenne es Freiheit und Verantwortung. Die eine gibt es ohne die andere nicht. Da du ein Mensch bist, kannst du beide auch nicht ablegen, denn sie sind dem Menschsein immanent.

So was Blödes aber auch.



Der Unterschied zur Situation der Flüchtlinge und Migranten: Krieg, Folter, Armut, Katastrophen kannst du dir nicht aussuchen. Sie geschehen dir. Du kannst darauf nur reagieren. Wie? Das ist wiederum die Entscheidung des Einzelnen, mit allen Konsequenzen und Eigenverantwortung. 
Wenn es ums nackte Überleben geht, ist der Entscheidungsspielraum jedoch oft nur ein winzig kleiner und oft ein alternativloser. Das gilt es zu bedenken. 

Schießen

„Die Petry meint, dass notfalls die Polizisten an der Grenze auch von der Schusswaffe Gebrauch machen müssten. Immerhin stehe dies so im Gesetz.“

„Überraschung! ... Ne, nicht wirklich, oder? Jetzt tun Sie nicht so empört. Wie denken sich denn die ganzen GrenzeZuSchreier und ObergrenzeBüller ließe sich so eine Grenze kontrollieren, wenn nicht mit Waffengewalt? Wer das wirklich umsetzen will, der muss letztendlich Gewalt einsetzen. Oder meinen die, dass die Menschen, die gerade mal ihr altes Leben in Gänze hinter sich gelassen und mit nicht mehr als ihrem Leben und ihrem Überlebenswillen da stünden, freundlich verständnisvoll nickend sich umdrehen und frohgemut wieder zurück wandern würden? Nein! Wer Grenzen dicht macht, der muss auch bereit sein zum Schießen, Verletzen und Töten. So einfach ist das. Und die, die danach brüllen, die wissen das auch. Oder sie sind einfach nur strunzdumm. Das glaube ich aber nicht. Oder?“

Konstruktiv?

Das rein Destruktive von AfD, Pegida, etc. erkennt man daran, dass nichts, aber auch gar nichts Konstruktives aus dieser Richtung kommt. Im Gegenteil: In einer Zeit, in der es oberstes logisches Gebot wäre - zur Erhaltung, Stabilisierung und Weiterentwicklung des Guten im Bisherigen - dem Chaos mit durchdachten Konzepten eine Struktur zu geben, kommt aus dieser Ecke nur nölend grölendes „Weg mit.., raus mit.., mimimi“. Das verstärkt das Chaos, zieht Energie vom eigentlich Wesentlichen ab, verschiebt den Fokus auf Nebensächlichkeiten und untergräbt den Prozess der angemessen reflektiert nachhaltigen Anpassung an neue globale Gegebenheiten. Und alle fallen drauf rein und geben sich dem Schwachsinn hin. Wie die Lemminge.  

Meldungen

Mal ernsthaft: Immer wieder rauschen durchs Netz, vor allem ausgehend von rechten Seiten und Klickzahlen sammelnden Accounts von Privatpersonen und der Regenbogenpresse, die dramatischen Meldungen von durch Migranten/Flüchtlinge vergewaltigten Frauen, Mädchen, Kindern.

Nach einigen Tagen der virtuellen Empörungswellen mit bösartigen Hetzkommentaren finden sich dann nach Recherchen durch Polizei und seriöserer Presse und Initiativen Meldungen, dass dies alles so nicht stimmte.

Selbst mir persönlich fällt es schwer, die Gegendarstellungen dann den jeweils hochgeputschten Vorfällen schnell richtig zuzuordnen.

Ich kann mir vorstellen, dass bei unbedarften NutzerInnen zwei Eindrücke dadurch entstehen können: Entweder es bleibt das Gefühl, dass sexuelle Gewalt durch Neuankommende extrem überhandnimmt und auch Kinder nicht verschont, oder es entsteht der Eindruck, dass eh alles nur verlogene Propaganda ist und man übersehe solche Meldungen am besten.

All das macht mir ein Grummeln und lässt mich im Augenblich etwas hilflos und wütend zurück.

Anzeigen und Meldungen von sexueller Gewalt gegen Frauen, Mädchen und Kinder, egal welcher Nationalität, Herkunft, etc. die Täter haben, sollten zu Recht unsere Aufmerksamkeit und eine breite Öffentlichkeit finden. Ich halte es jedoch für eine maßlose Unverschämtheit und eine weitere widerlich missbrauchende Erniedrigung der tatsächlichen Opfer, wenn bewusst mit Falschanzeigen und Falschmeldungen Stimmung gemacht wird. An letzterem will ich nicht beteiligt sein.

Deshalb rate ich mir und euch: Geht achtsam mit solchen Meldungen um. Wartet ein paar Tage ab, bevor ihr sie dann weiter verbreitet. Kühlt erstmal eure spontane Empörung durch ein wenig Sachlichkeit runter. Recherchiert genau, ob es Gegendarstellungen dazu gibt, auf welchen Informationsquellen die Erstmeldungen beruhen und wer genau das verteilt hat.

Das wäre fair, auch den Betroffenen gegenüber. Lasst euch nicht zu Handlangern machen. Weder so, noch so. Danke. 


Veränderungen

Was hat sich konkret an deiner persönlichen Lebensqualität durch die Zunahme der Flüchtlings- und Migrationszahlen in den letzten Monaten geändert?

Was hat sich für mich verändert? Real konkret erstmal nix, außer dass meine Tochter öfters als sonst gefragt wird, aus welchem Land sie denn geflohen sei. In Bezug auf Anmache, Antanzen, sexuelle Übergriffe etc.  - da ich älter bin und weniger in der Stadt nachts unterwegs, kann ich dazu nix sagen. Als Frau war ich in bestimmten Situationen schon immer auf der Hut. Rassismus? Ja, gab und gibt es, solange ich denken kann um mich drum herum. Hat mir nie Angst gemacht, sondern mich höchstens wütend. Genauso wie die Realpolitik weltweit. Für mich eine Systemfrage, daran hat sich nichts verändert. Warum auch? Gewalt auf den Straßen? Ich frag mich seit Jahren erstaunt ob all dem Elend und der Ungerechtigkeiten, warum unsere Städte nicht brennen. Aufgefallen ist mir, dass eben nicht nur die Braunen und "Besorgten" lauter werden, sondern auch die Besonnen und bisher eher stillen, hilfsbereiten und offenen Menschen. Das geht oft unter in diesen Tagen. Fürchte ich um mein Land? Nicht mehr und nicht weniger als in den Jahrzehnten vorher. 

Schaue ich auf die letzten sechzig Jahre zurück, so ganz persönlich, dann kann ich nur feststellen, dass Dummheit, Vorurteile, Diskriminierung und auch Rassismus schon immer ein Teil meines Lebens waren, mit dem ich mich auseinandersetzen musste. Heute ist er lauter, bekommt mehr öffentlichen Raum. Das macht es widerlicher, aber für mich als Person auch einfacher: Mein Gegenüber sagt mir nun ins Gesicht, welche Gesinnung es in sich trägt und schlägt nicht hinterfotzig hinten rum um sich rum und auf mich drauf.

Die vielen Menschen aus so unterschiedlichen Ländern? Da ich Jahrzehnte in der Flüchtlingsarbeit tätig war, kommt mir das alles nicht fremd vor. Zu meinem Umfeld gehörten und gehören ganz selbstverständlich Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen. War und ist eine Bereicherung.

Ja, ich weiß deshalb um die Problematiken der Integration, auch um das Gewaltpotential auf allen Seiten. Ich weiß aber auch: Einfache, eingleisige Lösungen waren und sind für die Katz und allerhöchstens Propagandamittel. Nebeneffekt durch die hohe Zahl der Neuankommenden: Das was bisher schon Scheiße war in meinem Land, wird nun deutlicher sichtbar. Dafür können die Ankommenden nix, das sind unsere liegen gebliebenen Aufgaben. Die könnten wir jetzt endlich gemeinsam angehen.

Besorgnisse? Ja, die kann ich gut verstehen. Umbrüche und Veränderungen bringen das mit sich. Im Großen und im Kleinen. Eines der besten Werkzeuge dafür: Raus aus dem passiven Hinnehmen und aktiv an der Gestaltung einer menschenwürdigen, die Menschenrechte achtenden Gesellschaft für alle mitwirken. Alles was wir dafür brauchen, ist schon da. Im Großen, wie im Kleinen.


Hoffnungslos macht mich das alles nicht. So gar nicht.