Burkagedöns

Mal Klartext von meiner Seite: Ich lehne das ganze Verschleierungsgedöns als vorgeschriebene Kleidervorschrift absolut ab. Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war im Iran, als eine sichtbare Haarlocke locker auch ein Todesurteil bedeuten konnte. Ich lehne es ab, wenn Frauen dazu gezwungen werden den Mist zu tragen um der verquasten Ehrbarkeit des männlichen Teils der Familie Genüge zu tun. Ich lehne es ab, wenn das Tragen als Herrschafts-/Unterdrückungs-/Demütigungsinstrument eingesetzt wird, weil das kleine Männchen sich sonst vor der, nicht zu Unrecht vermuteten, ungezügelten Frauenpower vor Angst in die Hose kackt. Ich lehne es ab, wenn irgendwelche Religioden meinen ihre Selbstzweifel und  Minderwertigkeitskomplexe mit dem Schleiergebot verschleiern zu müssen. Aus diesen und noch einigen anderen Gründen lehne ich ein Verschleierungsgebot ab. Punkt.

Aber!, (ja ich kann auch in aber) die, die sich da jetzt aufplustern für die Gleichberechtigung und Freiheiten der Frauen, das sind doch genau diejenigen, die mich seit Jahrzehnten als Frau, mit ganz eigenen Vorstellungen über das Leben, nerven, diskriminieren und klein halten wollen. Die sich, seitdem ich denken kann, eifrig darum bemühen mir einzureden, wie sich eine richtige Frau oder Mutter zu verhalten, zu kleiden, zu pupsen hat. Das sind doch genau diejenigen, die sich immer wieder in ihrem Hass auf jedwedes AndersSein moralintriefend ereifern und alles kontrollieren und zu Tode regeln wollen. Die alles, was mir Lebensfreude, tiefe Befriedigung und Selbstverwirklichung verheißt, mit Regeln, Geboten, Gesetzen und Verordnungen in den Boden stampfen. Von denen, exakt von den laut geifernden, zumeist männlich selbstherrlichen Despoten, würde ich mir nicht mehr sagen lassen, was für mich richtig und was falsch sei, denn, unterm Strich kommen genau sie aus der gleichen Ursuppe wie die Verschleierungsfanatiker. Bäh. Pfui Deibel.

Wenn betroffene Mädchen und Frauen, und ja auch Männer, sich wehren gegen das Gebot der Verschleierung, dann hatten und haben sie meine volle und ganze Unterstützung. Mit ihnen diskutiere, streite, wachse ich. Wenn meine Schwester meint, sich verschleiern zu müssen, dann höre ich ihr gut zu und bringe mich mit meinen Argumenten ein. Aber, ich werde ihr nichts verbieten. Ich werde da sein und sie wieder und wieder in den Arm nehmen, sie gegen Übergriffe mit allem was ich bin und kann verteidigen und nicht nachlassen, mit ihr über das Tragen von Schleier und Dingens zu streiten. So, und nur so, fühlt es sich für mich richtig an.


*Anmerkungen

1. Welch eine Anmaßung im VerschleierungsDiskurs überhaupt so einen Begriff wie "erlauben" ins Spiel zu werfen.
Als Frau bekomm ich da einen Schreikrampf:
"Ich, als Mann, erlaube dir nicht ohne! Kopfbedeckung auf die Straße zu gehen!"
"Ich, als Mann, erlaube dir nicht mit! Kopfbedeckung auf die Straße zu gehen!"
Wollt ihr mich verarschen? Steckt euch eure Erlaubnisse doch irgendwo hin!

2. Wenn das Mädchen oder die Frau gezwungen wird sich zu verschleiern, dann greift das Strafgesetzbuch. Und das ist richtig so. Das muss in die Köpfe rein. Kein Verbot und so ein Mist, sondern Rechtskunde. Das Wissen, was nach den Gesetzen geht und was nicht. Da braucht es keinen Religionsdiskurs oder Verbotsgedöns und all den Mist. Alles doch schon da. Es hat auch eine lange Weile gebraucht, bis Frauen sich hier im Lande getraut haben, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen, rauszuschmeißen, sich außerhäusliche Hilfe zu holen. Das braucht ein biss Geduld und viel Aufklärung. Schulen, Medien, etc. hallo! macht mal!

3. Es gilt bei den Frauen und Mädchen durch Gespräche, Aufklärung, Vorleben ein Gespür dafür bei ihnen zu entwickeln helfen, ob sie wirklich selbst wollen, was sie wollen müssen. Sie müssen das, was auch meine Generation mühsam lernen musste, halt auch lernen. Das geht doch nicht von heute auf morgen.

4. "Sie könnte drunter eine Waffe tragen. Darum!"
"Stimmt, es waren bisher doch nur überwiegend Männer, total verschleiert. Aber mit Pass. Immerhin!"

5. Wieso haut ihr eigentlich auf die verschleierten Frauen ein? Wenn es stimmen sollte, so wie es die VerbotsanhängerInnen ja behaupten (und ich nicht denke), dass es eine von der Religion (und die ist in diesem Fall ausschließlich männlich bestimmt) vorgegebene Kleiderreglung ist, dann setzt euch doch gefälligst mit den Männern auseinander. Euer Bestreben hat, wenn schon, denn schon, schlichtweg den falschen Adressat. 

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