Das ist etwas, was so schwer zu vermitteln ist und was ich
so oft gehört, miterlebt, begleitet habe in letzten Jahrzehnten: "Du denkst ich bin hier, weil es bei
euch so toll ist; weil ihr so herzlich einander zugewandt seid; weil euer Land
so wunderschön ist; weil so viel soziale Wärme herrscht unter euch; weil euer
Gesundheitssystem, eurer Sozialsystem so Klasse sind; weil ich hier Geld für
meine Arbeit bekomme; weil ich hier nicht verhungern muss, wenn ich keine
Arbeit habe; weil, weil, weil ... Du missverstehst es völlig: Ich bin hier,
weil ich in meiner Heimat nicht überlebt hätte. Nur aus diesem einzigen Grunde.
Weißt du eigentlich, was das heißt? Nicht überleben können? Ich bin hier und
ich bin dankbar, dass ich lebe. Doch innerlich zerfrisst mich das Heimweh. Ich
weine jeden Tag, jede Nacht. Und ich würde all euren Wohlstand, all eure
Almosen, all euer tolles Leben hier jetzt und sofort eintauschen dafür, dass
ich nach Hause könnte. Wenn ich zu Hause nur leben, hörst du, leben könnte.
Ohne diese ständige Angst vor Folter, Tod, Vergewaltigung, Hunger, Durst. Ohne
diese Verzweiflung, diese Ungewissheit, ob ich den nächsten Tag noch da sein
werde. Ich will hier nicht sein. Aber ich bin hier. Weil ich sonst tot wäre.“
Ja, ich kann das verstehen. So sehr, dass es mich schmerzt.
Und ich kann es nicht lösen.
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