„Können wir jetzt endlich mal in die Pötte kommen? Der
Bus wartet nicht!“
„Ich finde meinen Ausweis nicht.“
„Für was brauchst du im Kino einen Ausweis? Dass du über
16 bist, sieht man doch. Also los, komm.“
Mein syrischer Freund schaut mich an, als ob ich einen an
der Klatsche hätte oder aus einem anderen Universum käme. Habe ich wohl auch, komme
ich wohl auch.
Diese kleine Geschichte erinnert mich an eine andere: Vor etwa
35 Jahren wollte ich mit meinem Mann spontan einen Kurztrip nach Italien
machen. Ging nicht, weil er als Iraner Wochen auf ein Durchreisevisum Österreich
hätte warten müssen. Ich war völlig baff, weil ich so einen Mist schlichtweg
nicht kannte. Damals dachte ich, wir leben zwar in der gleichen Welt, doch
unsere Lebenserfahrungen an denselben Orten sind schlichtweg völlig andere. Denke
ich heute immer noch.
Trotz allem Wissen überrascht es mich im Alltag immer
wieder, dass meine Selbstverständlichkeiten für so viele Menschen in meinem
Umfeld solche eben nicht sind. Das macht mich traurig und zornig. Gleichzeitig
lehrt es mich aber auch, Selbstverständliches eben nicht als selbstverständlich
anzusehen.
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