Als ich noch sehr jung war, da bin ich durch halb Europa getrampt. Meistens alleine, ab und an zu zweit, dritt, manchmal habe ich mich für ein paar Wochen einer Gruppe junger Leute vor Ort angeschlossen.
Überall wurde ich freundlich aufgenommen und mit Respekt
behandelt. Ich war wohl ein niedlich naiv strahlendes Wesen, völlig unbekümmert
und zutraulich. Wenn mein Geld all war, habe ich mal in einem Geschäft, mit
Straßenmusikern oder in der Weinlese gearbeitet.
Vielleicht war es einfach nur Glück, aber ich habe mich
immer beschützt gefühlt. Und nein, es waren nicht nur die „armen“ Leute, die
ihr Weniges mit mir teilten. Sozialromantik lag mir schon damals nicht. Es
waren halt einfach Leute, aus ganz unterschiedlichen Herkünften, die
grundsätzlich freundlich zu mir waren.
Ich habe eine Menge gelernt in diesen reisenden Zeiten. Das
Wichtigste war: Ländergrenzen waren total irrelevant, denn die Geschichten, die
ich in Portugal, Jugoslawien, Griechenland, Türkei, England, Italien hörte,
ähnelten sich: Es ging um Freundschaft, Familie, Kinder, Arbeit, Glück,
Ungerechtigkeiten, Liebe und den Tod. Ich lernte: Wir sind ganz unterschiedlich
und doch so gleich in unseren Träumen, Sorgen, Wünschen, Ängsten und dem Glück.
Und wir lieben alle Musik und wir lachen und wir weinen bei den gleichen Tönen.
Unser Schmerz gleicht sich und unsere Freude auch.
Prägend. Eindeutig.
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