Lieber Freund,

wir sind in vielen Dingen einer Meinung gewesen und in manchen Dingen haben wir uns gefetzt bis aufs Blut. Das hat unserer Freundschaft jedoch nie einen Abbruch getan und die gemeinsam verbrachten Abende bei einem Gläschen Wein und gutem Essen habe ich stets genossen. Doch nun sehe ich dich auf der Straße meine Schwester angreifen, jene, die so oft mit uns gemeinsam am Tisch saß und mit der du lachend und tief ernst über Religionen und deren Sinn und Irrsinn dich strittest und die du doch beim Abschied liebevoll in den Arm nahmst. Mit Hass verzehrtem Gesicht schleuderst du ihr nun öffentlich ein „Jude, Jude ...“ entgegen. Sag mal, ham sie dir ins Gehirn geschissen? Wie kannst du erwarten, dass ich dich noch heiter und gelassen in meine Arme schließen werde. Auch ich habe Grenzen und die hast du gerade (Für was eigentlich? Wie hoch war dein Preis?) einfach ohne Sinn und Verstand überrollt. Die Mauern schließen sich jedoch. Ich werde so einen Mist in meinem Umfeld und überhaupt nicht dulden, niemals. Lieber Freund, ich wünsche dir alles Gute auf deiner Reise in ein Land, in das ich dir nicht folgen will und kann.

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