"Man muss mutig sein, wenn man der/die sein will
der/die man ist. Das ist eigentlich das Schrecklichste, was ich später aus
diesem Leben mitnehmen werde."
"Frau Müller, da Sie ja nicht vorhaben uns in den
nächsten Tagen zu verlassen, könnten Sie doch etwas hoffnungsvoller
klingen!"
"Ja, könnte ich. Doch wenn ich mich so umschaue und
mich an das letzte halbe Jahrhundert erinnere, dann, ja dann schwebt mein
Optimismus zumindest nicht mehr so leicht wie ein Blumenflöckchen vor mir her.
Und es betrifft ja nicht nur die Homosexualität, es tangiert doch mittlerweile
wieder fast alle anderen Lebensbereiche. Du bist anders; du bist nicht wie wir;
du bist nicht so, wie wir dich haben und gebrauchen wollen. Du bist dies und
das und jenes und vor und in allem eben nicht richtig. Das greift doch weltweit
wieder um sich wie ein viraler Infekt. Und alle Schubladen verwischen sich doch
an diesem Punkte und bilden eine gemeinsame Lade. Egal ob links, rechts, oben,
unten. In diesem Punkte sind sie sich einig: Du passt nicht rein in unsere
hübsch kuschelige Kommode."
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