Ich habe so ein Glück: Eine Wohnung, fließend warmes und
kaltes Wasser, was auch noch trinkbar ist, im Winter eine Heizung. Ich habe
freundliche Nachbarn und sehr nette Vermieter. Ich konnte die Schule und die
Universität besuchen. Ich arbeite in einem Beruf, der mir Freude und
Bereicherung ist. Meine Kinder waren im Kinderladen und haben einen
Schulabschluss. Sie konnten frei und ungezwungen aufwachsen und ihren ganz
eigenen Lebensweg wählen. Wenn ich in meinem Leben mal nicht arbeiten konnte,
dann hat mir die Gemeinschaft über diese Zeit den Lebensunterhalt garantiert.
Ich habe weder Krieg noch unmäßige Verwüstungen hier erlebt. Meine Reisen
konnte und kann ich frei und spontan organisieren. Ich kann meine Meinung frei
äußern, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Wenn ich sparsam bin, kann ich
mir jeden Tag Essen und manchen Schnickschnack ab und zu leisten. Ich kann entscheiden, wie ich mich ernähren
will. Ich habe einen Internet Anschluss und kann 24 Stunden mit Menschen aus
der ganzen Welt kommunizieren und mich über alles ausführlich informieren.
Meine Enkelin lebt bei mir und ich muss keine Angst haben, dass ihr ein
Schrecken passiert, wenn sie mit ihrer Mutter das Haus verlässt. Ich kann frei
bestimmen, in welcher Form ich meine Beziehungen und Partnerschaften gestalte.
Ich wähle meine Kleidung und meinen Stil selbst. Was heute Morgen Recht und
Gesetz war, wird es auch heute Abend noch sein.
Wenn ich krank bin oder einen Unfall habe, dann bekomme ich ohne
Schwierigkeiten eine ärztliche Betreuung. Ich kann wählen oder nicht wählen
gehen. Ich kann mich gegen Ungerechtigkeiten wehren und aktiv einbringen. Ich
kann auch vorm Fernseher hocken bleiben. Aus allem entstehen mir kein Schaden
und keine Verfolgung. Jeder, der hier lebt,
kann diese Aufzählung sicher mit vielen eigenen Beispielen füllen.
Dafür bin ich dankbar.
Es ist der Zufall meines Geburtsortes, der mir all dies
ermöglicht. Doch nicht nur das. Den Preis für all diese Selbstverständlichkeiten
zahlen in einer globalisierten Welt tausend und abertausende Menschen, denen es
dreckig geht, damit es mir so gut gehen kann. Und weil dies so ist, bin ich
froh, wenn ich von meinem Glück etwas abgeben und teilen kann und es dadurch noch
vermehren darf. Ich kann diese Welt nicht alleine ändern, aber ich kann sie
ganz konkret in meinem persönlichen Umfeld gemeinsam mit anderen Menschen
freundlicher und liebevoller gestalten für all diejenigen, die das Glück meiner
zufälligen Geburt nicht hatten, und die nun mit all ihren Träumen, Sehnsüchten
und Hoffnungen bei uns angekommen sind.
Das kannst du auch.
Es ist ganz einfach.
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